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Der Stern von Annalena Baerbock scheint zu sinken, wenn schon die Berliner Zeitung so harsch über sie urteilt.

KV-PFORZHEIM-ENZ - 15.02.2024

Ein Ego-Trip sei ihre Politik - und deshalb nur von mageren Ergebnissen gekrönt. Der Handarbeitskreis meiner Mutter, der aus gestandenen SPD-Frauen ohne Kontakt zu Rechtsextremen - außer zu mir - besteht, kommt zu einem noch ungnädigeren Ergebnis: Baerbock, so die einhellige Meinung, reise nur in der Welt herum, um ihre neueste Kleidung einem breitgefächerten internationalen Publikum vorzuführen. Wenn Frauen über Frauen urteilen, dann kennen sie häufig keine Gnade, aber der Kern der Kritik stimmt allemal: Unsere Außenministerin präsentiert sich gern, und wenn es barfuß am Strand einer exotischen Insel ist - umringt von staunenden Einheimischen. »Schaut her, wie locker und antirassistisch ich bin, ich passe mich sogar euren Gewohnheiten an!« Leutseligkeit nannte man so etwas in früheren Zeiten, wenn der große Boss sich herabließ, mit dem Arbeiter eine Zigarre zu rauchen. War der Arbeiter klug, nahm er das Rauchwerk zwar an, ließ sich davon aber nicht blenden - und auch die von Baerbock beglückte indigene Bevölkerung wird sich ihren Teil gedacht haben.

»Heut' flieg ich nach Karachi und hör' den neuesten Tratschi, dann flieg ich weiter nach Tokio und häng's an die große Glockio«, spottete die Satiresendung "Hurra Deutschland" einst über Hans-Dietrich Genscher. Es war liebevoller Spott, denn wir wussten, was wir an unserem Außenminister im gelben Pullover hatten. Unzweifelhaft kam auch er viel in der Welt herum. Als Diplomat wurde er jedoch ernstgenommen und im Ausland respektiert. Er wusste, dass man auch mit unangenehmen Persönlichkeiten verhandeln und reden muss, auch wenn man dabei die Faust in der Tasche macht. Wichtig war es, die Basis für einen für beide Seiten gangbaren Kompromiss zu schließen und nicht als der Belehrbär aus Deutschland aufzutreten. Auch das kann Annalena Baerbock sehr gut, vor allem, wenn sie sich in den Nahost-Konflikt einmischt.

Heute würde man so etwas unmoralisch nennen, zumindest, wenn der Gesprächspartner bei der Presse angezählt ist wie Wladimir Putin. Ganz Deutschland befindet sich derzeit wegen des Interviews von Tucker Carlson im Zustand der Empörung, so als hätten die beiden Blutsbruderschaft geschlossen wie Winnetou und Old Shatterhand. Man kann zwar die Art der Interview-Führung als zu wenig forsch kritisieren - aber schon aus psychologischen Gründen macht es Sinn, den Gesprächspartner erst einmal reden zu lassen, damit ihm in entspannter Atmosphäre eventuell etwas herausrutscht, das seine Absichten verrät. Auch die Unterhändler bei Geiselnahmen achten gewöhnlich darauf, die Täter nicht zu provozieren. Solche Hemmungen kannte Annalena Baerbock in der Vergangenheit nicht, sie erklärte Russland den Krieg und beschimpfte Chinas Präsidenten als Diktator. Mit Letzterem hat sie sicherlich nicht unrecht, aber schlau ist so etwas nicht – wenn man es mit einem wichtigen Handelspartner zu tun hat. Wie auch bei ihrem jüngsten Skandal – dem eilends herbeigeordneten Ersatzflieger nach Dänemark – schoben die »Faktenchecker« bei »Correctiv« Überstunden, um der deutschen Öffentlichkeit zu erklären, das sei alles nicht so gewesen. Notfalls zog man die Karte der »Frauenfeindlichkeit«.

Schon seit längerem habe ich die Theorie, dass irgendein Frauenhasser – vielleicht Klaus Schwab? – Frauen wie Baerbock, Roth oder Göring-Eckardt in wichtige Positionen hievt, um unser Geschlecht für alle Ewigkeiten als politisch unfähig zu diskreditieren. Wie immer tragen aber auch die Medien ein gerütteltes Maß an Mitschuld: Bislang wurde uns Baerbocks ungeschicktes Auftreten auf dem internationalen Parkett als »erfrischend« und »unkonventionell« angepriesen, mit dem sie die Welt verändern würde. Vor allem ihre »feministische Außenpolitik« löste Stürme der Begeisterung aus. Die trieb so seltsame Blüten wie ein Toilettenprojekt für Frauen in Afrika, aber die erhofften Erfolge blieben aus. Dem Iran gegenüber blieb Frau Baerbock seltsam vage und trat damit in die Fußstapfen ihrer Kollegin Claudia Roth. Auf die Rückendeckung der Presse konnte sich Annalena Baerbock stets verlassen – doch was ist jetzt los? Nun wurde gar veröffentlicht, dass ihr Großvater ein »echter Nazi« mit allem drum und dran gewesen ist – so etwas verbreitet man gewöhnlich nur genüsslich bei AfD-Politikern. Niemand kann etwas für seine Vorfahren, aber das hat schon etwas von einer Dosis der eigenen Medizin.

Man kann nur raten, was geschehen ist. Auch Journalisten haben Kontakte zu Kollegen im Ausland – und dort wird die Begeisterung für unsere Außenministerin nicht geteilt. Zudem stürzt jemand, der zuvor auf einen Sockel gestellt wurde, im Regelfall sehr tief, wenn sein Ruhm nicht mehr zu halten ist. Die Koalition in Berlin bröckelt und ächzt, wird hier schon ein Rettungsversuch eingeleitet? Das ungeschickte Auftreten Baerbocks gefährdet auch unsere Wirtschaftsbeziehungen, die Abwanderung von noch mehr Unternehmen kann Deutschland bald nicht mehr verkraften. Da mag sie noch so frisch und unkonventionell sein – wir können sie uns einfach nicht mehr leisten.

Mirjam Lübke

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