Ausgerechnet die Bauern! Ausgerechnet dasjenige soziale Milieu, das als besonders konservativ gilt und ja auch ist. Denn der Landwirt ist weder mit ortsunabhängigen Computern oder Maschinen, sondern mit dem immobilen Boden, mit der Erde (völkisch: Scholle) verbunden. Nicht die von systemtreuen Gewerkschaften gut neutralisierten Industriearbeiter, nicht das Millionenheer in den Büros, nicht die Beschäftigten im öffentlichen Dienst und schon gar nicht die Beamten sind nun die Spitze des sozialen Protests, sondern eine Minderheit, die allerdings unverzichtbar ist. Das fahrlässig bewirkt zu haben ist ein wahres Meisterstück der Ampel-Regierung.
Wie gerne hätten die Medienpropagandisten dem fernsehenden Volk gestern Abend bei ARD und ZDF zornige Autofahrer oder schimpfende Bürger am Straßenrand gezeigt, die sich über die unverschämten Bauern erregen. Doch die gab es nur so vereinzelt, dass wieder mal ARD-Volontäre als angebliche „Stimme des Volkes“ hätten einspringen müssen. Was bekanntlich recht riskant ist. Nein, es gab in der Bevölkerung überwiegend viel Verständnis, es wurde sogar Beifall geklatscht und mitgehupt.
Denn es herrscht seit der „Zeitenwende“ und allen damit verbundenen Erschwerungen und Verteuerungen des Lebens im Volk Unzufriedenheit, ja sogar wachsende Bereitschaft zur offenen Meuterei. In dieser weit verbreiteten Stimmungslage derjenigen, die in Politik und Medien keine starke Stimme haben, ist der Bauernprotest, unabhängig von seinen Motiven, eine willkommene Gelegenheit, sich innerlich oder sogar offen zu solidarisieren. Davon lassen sich immer mehr Deutsche auch nicht von dem Habeck-Gejammer über die Gefahr „rechtsextremer Trittbrettfahrer“ beirren.
Selbstverständlich wird der politmediale Machtkomplex alle Mittel nutzen, um als gefährlich betrachtete soziale Bewegungen im Keim zu ersticken, zu spalten oder zu zerschlagen. Es ist nicht verwunderlich, dass sich der „liberale“ FDP-Finanzminister Lindner kürzlich besonders provokativ mit Drohungen hervorgetan hat. Er weiß eben besser als andere, dass die Zumutungen fürs Volk nicht ab-, sondern beträchtlich zunehmen werden.
Es sind also weitere Protestwellen programmiert. Diejenige der Landwirte ist nur der Beginn eines sozialen Bürgerkriegs, den die Herrschenden perspektivisch nicht mehr mit Demagogie und Korrumpierung durch Geld und Subventionen allein in den Griff bekommen werden. Schon bei den laufenden Bauernaktionen ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch zu repressiven Maßnahmen gegriffen wird.
Bei „FridaysforFuture“-Kindern und Klimaklebern geht es um ein harmloses Spiel, bei vielen Landwirten aber um die Existenz. Deren Kampf empfinden viele Deutsche als ihren eigenen Kampf, auch wenn sie zu diesem noch nicht bereit sind. Doch das kann sich ändern.
Wolfgang Hübner