dann unsere Diskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman. Als sie noch Kolumnistin beim "Spiegel" war, überraschte sie uns mit dem Vorschlag einer "Fashion-Guerilla": Mit edlen Kopftüchern von Gucci und Prada sollten auch nicht-muslimische Frauen ihre Zuneigung zur islamischen Haarverhüllung entdecken. Das hat schließlich auch mit dem Palästinenser-Tuch geklappt, auch wenn mancher unbedarfte junger Deutsche wahrscheinlich gar nicht wusste, was er da um den Hals trug. So wird man zur laufenden politischen Plakatwand und ist sich der Tragweite der Botschaft oft gar nicht bewusst. Nur, weil man die Ideologie zur Mode gemacht hat, der jeder folgt, um im Trend zu liegen. Diabolisch - das hätten sich die Macher der "Twilight Zone" nicht besser ausdenken können.
Derzeit ist Diversität der neueste Schrei. Ferda Ataman mag es gern divers und bunt, deshalb möchte sie nun auch Unternehmen dazu anregen, sich ihrer Vielfalt bewusst zu werden. Das wäre an sich noch nichts Schlimmes, denn viele Firmen beschäftigen Arbeiter und Angestellte mit Migrationshintergrund. Gerade im internationalen Handel macht es Sinn, ein paar Muttersprachler im Team zu haben. Das öffnet beim Geschäftspartner verborgene Türen. Und mit etwas Glück kriegt man bessere Konditionen für den nächsten Deal oder auch mal eine Insider-Information - das ist wirtschaftlich begründbar, setzt aber auch eine entsprechende Qualifikation voraus.
Was Ferda Ataman allerdings vorschwebt, ist eine Art Sammelalbum, in dem auch intime Dinge erfasst sind, welche niemanden etwas angehen, so etwa die sexuelle Ausrichtung. Eine Bestandsaufnahme der in einem Unternehmen vorhandenen Nationalitäten, Hautfarben, Behinderungen, Religionszugehörigkeiten oder Geschlechter. Von denen gibt es bekanntlich mehr als zwei. Da lässt Frau Ataman auch den Islam den Islam sein, soweit mir bekannt ist, steht im Koran nämlich nichts über Diversität. In den meisten islamischen Staaten sollte man sich tunlichst davor hüten, auch nur offen homosexuell zu sein - der Eintrag in ein Register käme einem Selbstmord gleich. Es hat schon Gründe, warum auch wir in Deutschland uns gegen eine Preisgabe unserer privatesten Details sträuben. Niemand möchte der vielbeschworene gläserne Mensch sein - man weiß nie, wann das ein oder andere Detail gegen einen verwendet wird. Der verbale Exhibitionismus der "woken" Szene geht den Bürgern zudem im allgemeinen ziemlich auf die Nerven. Wir alle kennen den Fluchtreflex, der einen erfasst, wenn man im Wartezimmer des Arztes von anderen Patienten ungefragt mit ihren Symptomen überschüttet wird - bis ins winzigste schaurige Detail. Menschen wie Ataman verhalten sich ganz ähnlich - in ihrem Eifer achten sie längst nicht mehr auf dezente Signale ihrer Umwelt, es nun mal gut sein zu lassen. Platzt ihren Opfern schließlich der Kragen, dann empören sie sich.
Der Fantasie sind indessen keine Grenzen gesetzt, wie so eine diverse Personalpolitik in Zeiten von Rassen- und Benachteiligungswahn aussehen könnte. Im Nationalsozialismus boomte der Handel mit Blondierungsmitteln, jetzt erfahren wir eventuell eine Renaissance der Sonnenbank - damit man beim Vorstellungsgespräch nicht so furchtbar weiß und privilegiert aussieht. Und nein, der hinkende Wellensittich zählt nicht als benachteiligtes Familienmitglied. Auch schwappt die Idee der Safe Spaces zunehmend aus den USA zu uns hinüber - muss daher der einzige schwarze Mitarbeiter einer kleinen deutschen Firma nun im Namen der Wokeness in der Kantine allein am Katzentisch sitzen?
Auch die Einrichtung von Tauschbörsen wäre möglich, wie damals, als es noch diese Alben mit Sammelbildchen gab. Da fehlte einem das letzte Teil des Todessterns, während man den linken Fuß von Luke Skywalker bereits zwanzig Mal besaß. Werden jetzt Mitarbeiter untereinander ausgetauscht? Zwei Depressive im Rollstuhl gegen eine kenianische Transfrau? Zudem müsste man sich überlegen, ob Unternehmen mit Subventionen unterstützt werden, welche zwar vorbildlich divers aufgestellt sind, aber jetzt nur noch rote Zahlen schreiben. Denn ein "Benachteiligter" müsste schon die berühmte eierlegende Wollmilchsau sein, um nebenher auch noch allerlei fachliche Qualifikationen mitzubringen. Es stellt sich die Frage, ob ein solches Wunderkind noch als benachteiligt betrachtet werden darf.
Warum solche irre Ideen auch noch öffentlich verbreiten, wird sich manch einer jetzt aufregen. Eben weil sie irre sind, aber ihre Vertreter auf gut bezahlten Posten sitzen. Einige grüne Fantasien, die wir noch vor zehn Jahren belächelt haben, sind mittlerweile in Gesetzen festgelegt. Vom Ignorieren geht die Ideologie nicht weg. Nun wird uns im Deckmantel der Toleranz eine neue Apartheid aufgezwungen. Integration fördert man so gewiss nicht, die Alpha-Tiere werden einfach ausgetauscht.