Es ist ganz einfach: Kinder, die nicht geboren werden, können sich nicht um ihre alten Eltern kümmern, können weder Fachkräfte werden noch können sie Steuern zahlen. Sie sind einfach nicht da. Wer nun so tut, als sei das eine neue oder erschreckende Erkenntnis, der muss die letzten 50 Jahre im Tiefschlaf verbracht haben. Denn spätestens seit dem allgemein verbreiteten Gebrauch der Antibaby-Pille stimmt das nicht mehr, was Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer (Vater von acht Kindern) im Januar 1957 anlässlich der Reform der gesetzlichen Rentenversicherung einmal sagte: „Kinder kriegen die Leute immer!“
Dass die Entwicklung längst eine ganz andere Richtung angenommen hat, zeigen die letzten drei Personen im Bundeskanzleramt: Weder Gerhard Schröder, Angela Merkel oder Olaf Scholz haben Kinder. Und weiterhin ist jede Diskussion in Deutschland über Bevölkerungspolitik und Geburtenförderung beim schon länger hier lebenden Volk heillos ideologisch vergiftet. Denn es herrscht noch immer der Wahn, die fehlenden Kinder könnten problemlos aus allen Weltgegenden importiert werden. Was formal auch gar nicht falsch ist, denn Millionen in Afrika, Arabien oder Asien sind gerne bereit, zu den attraktiven deutschen Versorgungsbedingungen die Reise ins Land ohne Grenzen anzutreten.
Nur sind die wenigsten dieser einlasswilligen Millionen auch fähig und bereit dazu, die Aufgaben zu unternehmen, die die Kinder der Deutschen ausfüllen könnten, wenn diese halt nun einmal nicht massenhaft ungeboren geblieben wären. Es ist müßig zu kritisieren, dass sich so viele Deutsche, nicht zuletzt Frauen, gegen Kinder entschieden haben. Dafür gibt es ökonomische und andere Gründe. Doch das Haupthindernis gegen eine höhere Geburtenzahl in Deutschland ist eine Politik und Atmosphäre der faktischen Kinderfeindlichkeit.
Wenn der Staat viele Milliarden für Fremde, fürs Klima oder die Ukraine auszugeben bereit ist, aber registrieren muss, dass ein Viertel der Viertklässler leseunfähig ist und wohl auch bleiben wird, dann ist etwas gewaltig schiefgelaufen. Dann hat nämlich die Politik eine Zuwanderungs- und Bildungspolitik toleriert, die diese Katastrophe ermöglicht hat. Nicht weniger schlimm ist es aber auch, wie in Deutschland jedes Minderheitengedöns in den Mittelpunkt des angeblichen öffentlichen Interesses gerückt wird, aber eine ökonomisch glaubwürdige Kampagne zur Geburten- und Kinderfreude nicht zuletzt mit Hilfe der vielen Kinderlosen in den Medien sofort unter Nazi-Verdacht gerückt würde.
Es kann gedreht und gewendet werden: Deutschlands Vergreisung und Kindernot ist programmiert gewesen. Das Jammern darüber ist das Jammern über ein kollektives Versagen von Staat und Volk.
Wolfgang Hübner