Wenn an diesem Wochenende unter Wehklagen und auch heuchlerischen Bekundungen Deutschland Abschied von der Atomkraft nimmt; wenn viele Millionen sich vor den irrsinnigen geplanten Auflagen fürs Heizen und deren hohe Folgekosten fürchten, aber wegducken; wenn eine kleine Gruppe ferngesteuerter Fanatiker und Extremisten „fürs Klima“ den Verkehr in Städten unter fürsorglicher polizeilicher Begleitung beliebig ins Chaos stürzen kann- wo ist da das widerständige Bürgertum?
Wenn es normal ist, dass missliebige oppositionelle Parteien wie die AfD, Kräften wie den sogenannten „Querdenkern“ und selbstdenkenden Persönlichkeiten Veranstaltungsstätten verweigert und sie dem Terror der staatlich gefördert „Antifa“ ausgeliefert werden; wenn eine peinliche Null als Außenministerin für Deutschland in die Welt geschickt wird – wenn all dies und vieles anderes wie gottergeben in einem Volk resp. einer Bevölkerung von über 80 Millionen Menschen hingenommen wird, dann ist unter anderem klar: In diesem Staat gibt es kein Bürgertum in dem positiven Verständnis dieses Begriffs mehr.
Denn wenn es noch ein zahlenmäßig relevantes gebildetes Bürgertum in Deutschland gäbe, das verantwortungsbewusst, selbstbewusst und zukunftsorientiert wäre, dann müsste sich deutlicher Widerstand gegen die oben geschilderten Zustände und Fehlentwicklungen manifestieren. Doch trotz der großen Zahl von Akademikern, Unternehmern, verantwortlichen Managern, Freiberuflern sind es nur sehr wenige aus diesen Kreisen, die den deutschen Niedergang aktiv zu verhindern suchen oder wenigstens öffentliche Kritik daran üben.
An deutschen Universitäten waren 2021 über 50.000 weibliche und männliche Professoren tätig, es werden sicher inzwischen nicht weniger geworden sein. Zum 1.1.2022 waren hierzulande 165.587 weibliche und männliche Rechtsanwälte zugelassen. Rund 368.000 Erwerbstätige mit einem Jura-Abschluss waren 2021 in Deutschland tätig. Es gibt von Flensburg bis Konstanz rund 1,5 Millionen Selbständige in freien Berufen. Knapp 2,5 Millionen kleine und mittlere Unternehmen haben Inhaber, Leiter oder Geschäftsführer.
Zusammengenommen stellt das keine kleine Minderheit dar, sondern eine potentiell mächtige Bevölkerungsgruppe, ohne die ein gesellschaftliches Funktionieren nicht möglich ist. Es ist auch eine Bevölkerungsgruppe, die ganz andere Einflussmöglichkeiten als lohnabhängige Arbeiter und Angestellte haben könnte. Gegen erheblichen Widerstand aus ihren Reihen wären finaler Atomausstieg, Klimahysterie, offensive Entdemokratisierung, Manipulations- und Lügenmedien, die Zumutungen wie Baerbock, Habeck oder Lauterbach weniger möglich, zumindest aber viel umstrittener.
Doch wie leider schon mehrfach in der deutschen Geschichte versagt diese Bevölkerungsgruppe feige, bequem, selbstvergessen, obrigkeitshörig und ist deshalb nur eine selbstzufrieden-hedonistische Bourgeoisie, aber kein Bürgertum, das diese Bezeichnung verdient.
Wolfgang Hübner