Umfragen sind Momentaufnahmen und daher mit Vorsicht zu beachten. Trotzdem zeigen sie Tendenzen auf, auch längerfristige. Dass die AfD in der bundesdeutschen Wählergunst nun knapp vor den Grünen liegen soll, ist sicher eine erfreuliche Entwicklung, die ihren Ursprung in der Wahrnehmung der wirtschaftlichen und sozialen Realität durch eine wachsende Zahl der Wahlberechtigten haben dürfte. Wer finanziell bluten soll für die grünen Klimaprojekte, wer mehr oder weniger negativ betroffen ist von grün inspirierter Volksverdünnung durch massenhafte Einwanderung von Sozialasylanten, wer nicht Russland den Krieg erklären und nicht Selensky auf Kosten deutscher Steuerzahler pampern will – der kann und will sich die Grünen schlichtweg nicht mehr leisten.
Was wahrscheinlich noch schwerwiegender ist als Wählerverluste: Die Grünen sind auf dem Weg, vom gehätschelten Liebling der westdeutschen Wohlstandsschicht zu einer mehrheitlich verhassten Partei zu werden. Diese Rolle hatte die letzten zehn Jahre, also seit ihrer Gründung 2013, die AfD inne. Und diese Rolle ist sie auf dem Gebiet der alten BRD auch noch keineswegs los. Aber die AfD hat zwischen Flensburg und Konstanz einen mächtigen Verbündeten, nämlich die realen Verhältnisse. Je unangenehmer, zerbrechlicher, bedrohlicher diese Verhältnisse sind bzw. werden, desto mehr können die Botschaften der AfD gehört und begehrt werden. Wenn die Partei sich nicht selbst zerlegt wie aktuell in Bremen, kann sich ihr Aufwärtstrend verstetigen.
Mehr denn je hat die rechte Außenseiterpartei neben dem links-grünen Sumpf von CDU bis Linkspartei allerdings mit repressiven und destruktiven Attacken des Machtkartells zu rechnen. Die wirksamste Waffe dagegen ist eine konsequent sozialpatriotische Politik. Die AfD muss dazu die in ihr noch durchaus vorhandenen neoliberalen und transatlantischen Kräfte weiter in den Hintergrund drängen, am besten sogar ganz ausscheiden. Nur wer sich konsequent an der Lebensrealität der breiten Massen orientiert, kann diese auch politisch gewinnen und begeistern. Selbst der geballte Propagandaapparat der auf Linie gebrachten Medien kann die wahren Verhältnisse im Land nicht auf Dauer schönreden oder ausblenden. Deshalb spricht auch künftig viel dafür: AfD aufwärts, Grüne abwärts.
Wolfgang Hübner