Nach jedem Krieg kommt ein Frieden. Wir sollten anfangen, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir uns auf die Zeit nach dem Konflikt in der Ukraine vorbereiten. Insoweit sind die Aussagen des Altmeisters der US-Diplomatie Henry Kissinger, dass Russland eine europäische Macht bleiben wird und die Ukraine einen Frieden suchen sollte, neu zu bewerten.
Basis jeder Friedenspolitik ist der Respekt für den früheren Gegner. Angesichts der Kriegshysterie und einseitigen offiziellen Russlandfeindlichkeit in Deutschland heißt das, dass wir uns bewusst bemühen müssen, Russland nicht als Feind zu sehen. Russland wird unser Nachbar bleiben. Wir werden wirtschaftlich, kulturell und menschlich weiter mit Russland und den Russen zusammen arbeiten, zusammen leben. Jede Brücke, jede Verbindung, die heute in Wut eingerissen wird, werden wir morgen mit viel Mühe und Aufwand wieder aufbauen müssen. Ich meine: Die Anzahl eingerissener Brücken genügt. Wir sollten damit sofort aufhören und wenigstens nicht noch mehr Sanktionen erlassen, die vor allem uns selbst schaden, Waffen senden, die nur das Morden verlängern, oder Länder in die NATO aufnehmen, wodurch die Spannung in Europa für alle Länder erhöht wird.
Ohnehin stellt sich die Frage: Was machen wir eigentlich, wenn das ukrainische Militär zusammenbricht? Wenn der Westen, wenn die NATO, diesen Krieg einfach verlieren? Und China, der mittlere Osten, Afrika und Südamerika das aufmerksam zur Kenntnis nehmen? Wenn unsere Wirtschaft ohne preisgünstige Energie ausverkauft oder geschlossen wird? Die Gefahren für unser Land sind enorm. Aber wo sind die Vorbereitungen für die Zeit nach dem Krieg? Ich sehe von Regierungsseite in Berlin und Stuttgart nichts, außer dummen oder unrealistischen Luftschlösser wie Windräderausbau oder Forderungen nach einem Tempolimit.