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Würdigung der deutschen Heimatvertriebenen

KV-PFORZHEIM-ENZ - 26.06.2022

Am 20. Juni 2022 fand in Bad Cannstatt beim Denkmal für die deutschen Heimatvertriebenen ein von Landesinnenminister Strobl anberaumter Gedenkakt unter freiem Himmel statt, der altershalber leider nur von einer überschaubaren Anzahl Gäste besucht wurde. Ich habe zusammen mit Bernd Gögel in Abgeordnetenfunktion daran teilgenommen. Ist es in der Regel doch so, dass die Nachkommen der sogenannten Erlebnisgeneration heute im Erwerbsleben stehen und im öffentlichen Leben der Bundesrepublik nahtlos integriert sind. Meist erinnert allenfalls noch ein im Schwäbischen oder im Badischen auffällig klingender Name an eine Familiengeschichte und verlorene Heimat, die in deutschbesiedelten Gebieten jenseits der heutigen Grenzen lag und stattfand. Das gilt auch für meine Familie väterlicherseits. Hatten die Gebietsabtretungen infolge des Ersten Weltkriegs das deutsche Staatsgebiet auf den Rumpf eines Imperiums reduziert, dass 1939 auf Revanche aus war, so waren die Sieger von Potsdam klüger und schufen Endgültigkeit. Churchill, Roosevelt sahen freundlich duldend zu, wie ihr Verbündeter Stalin und dessen nationalkommunistische Bundesgenossen in den wiedererstandenen, aber nun kommunistisch gewordenen Staaten Mittelost- und Südeuropas ihre Herrschaftsgebiete gewaltsam (oder mit Scheinlegalität) von Menschen deutscher Kultur säuberten und eine historische deutsche Ostsiedlung, die mit Heinrich I. begonnen hatte und die sie selbst als historische Anomalie empfanden, in ihrem nationalen Sinne „korrigierten“. Dies war von Seiten der Westalliierten Stalins Belohnung für den Blutzoll, den die Rote Armee für ihren Sieg gezahlt hatte (und nur mit einem Atomkrieg hätten sie ihren Waffenkameraden aufhalten können, hätten sie es denn gewollt). Und die kleinen Sieger hielten sich ihrerseits schadlos. Denn wo die deutschen Menschen fort waren, konnte kein deutscher Staat eine Revision und eine deutsche politische Herrschaft fordern. Für die kleinen Staaten war die „Säuberung“ von deutscher Konkurrenz auf als national empfundenem Siedlungsland die Trostpille gegen das kommunistische Joch.

Dabei waren die Deutschen häufig genug einst von den Landesherren als friedliche Siedler gerufen worden, hatten Kulmer Stadtrecht und andere Privilegien bekommen, von Pest oder Türkenkrieg entvölkerte Landstriche bevölkert, weil man ihren Fleiß und ihre Fähigkeiten schätzte. Noch lange stand ja in den Atlanten westdeutscher Schüler in den Ostpreußenkarten „unter polnischer Verwaltung“ oder unter „sowjetischer Verwaltung“, aber ohne die Menschen war die historische Heimat längst Makulatur und jedem Nachkriegs-Revisionsanspruch die Grundlage mit Bedacht entzogen. Es war Willy Brandt, der mit seinem Warschauer Kniefall und den Ostverträgen die von den Siegern geschaffenen Fakten quasirechtlich zementierte. Bezeichnenderweise löste er auch 1969 das Vertriebenenministerium auf. Es waren Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher, die 1990 mit der Wiedervereinigung (im „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ vom 12.9.1990) die ehemaligen reichsdeutschen Gebiete schlicht als uns nicht betreffend, für sie selbst elegant und diskret, einfach aufgelassen haben. So wurden äußere Konflikte vermieden und innenpolitische Debatten erstickt. Hätten uns die Russen etwas zurückverkauft? Darüber wurde erst gar nicht geredet, und dies Verfahren war zumindest tief unehrlich. Dies geschah, indem sie das Gesamt-Staatsgebiet der Berliner Republik als die vereinigten Staatsgebiete der BRD und der DDR definierten. Eine öffentliche Diskussion in Deutschland gab es nicht und sollte es nicht geben. 2014 schrieb der schottische Historiker Neil MacGregor in seinem Bestseller „Deutschland – Erinnerungen einer Nation“ zur Vertreibung schlicht: „Es war die wohl größte gewaltsame Bevölkerungsverschiebung in der Geschichte – größer noch als alles, was in Stalins Russland geschah, in den Dimensionen eigentlich nur zu vergleichen mit der fast gleichzeitigen Teilung von Indien und Pakistan. Insgesamt zwölf bis vierzehn Millionen Deutsche flohen zwischen 1945 und 1950 aus ihrer Heimat in Ost- und Mitteleuropa oder wurden von dort vertrieben. Die meisten hatten keinen Ort, an den sie gehen konnten. Außerhalb Deutschlands ist über diese Vorgänge nur wenig bekannt. In Deutschland gehören sie zur Geschichte beinahe jeder Familie.“ Aber in der offiziellen Politik müssen deutsche Vertriebene, um überhaupt wahrgenommen zu werden, heute mit beliebigen Menschen aus aller Herren Länder konkurrieren, für deren Rechte die Bundesregierung sich gerne und brennend interessiert. Deutsche als Opfer sind inopportun, wenn man seine gesamte moralische Legitimität aus der Überwindung des Nationalsozialismus (die wir Deutsche nicht einmal selbst geleistet haben) ableiten will.

Für die politischen Ereignisse am und nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa sei z.B. das Geschichtshandbuch DER GROSSE PLOETZ, 32. Auflage, Frechen 1998, empfohlen. Im heutigen geistig-publizistischen Klima erscheint es beinahe unglaubhaft, dass bis zur Schröder-Fischer’schen Kulturrevolution (zumindest bis 1994) die in den 1950er Jahren erhobenen Datenbände, Statistiken und Schilderungen z.T. in preisgünstigen Ausgaben nachgedruckt wurden (z.B. Das Schicksal der Deutschen in Rumänien. Herausgegeben vom ehemaligen Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Augsburg (Weltbild), 1994. – Solche Datensammlungen wurden für alle Vertreibungsgebiete, wo deutsche Volksgruppen betroffen waren, veröffentlicht). Es wurde im Namen des Vertriebenenministeriums das an sperrigen Fakten fremder Unrechtswillkür dokumentiert, dessen Äußerungen einen Menschen heute in der moralhygienischen und geistig sterilen Reinlichkeitsrepublik unweigerlich in den Ruch des Revanchismus, des Relativismus oder gar der Verfassungsfeindlichkeit (!) bringen würde. Wer sich dem leidigen und traurigen Thema der Vertreibung der Deutschen aus (Mittel)Osteuropa und Südosteuropa in einer übrschaubaren Form widmen möchte, dem sei von Kurt Nawratil das „Schwarzbuch der Vertreibung 1945 bis 1948. Das letzte Kapitel unbewältigter Vergangenheit.“ (München, 12. Aufl. 2005) warm empfohlen. Der in den 1980er und 1990er Jahren mit etlichen Preisen ausgezeichnete Historiker Hellmut Diwald ist in der aktuellen Wikipedia total verfemt, so dass selbst sein Eintreten für die deutsche Wiedervereinigung anrüchig daherkommt. Es kann nicht wundern. Gerade zur deutschen Zeitgeschichte sollte man die deutschsprachige Wikipedia deshalb mit großer Zurückhaltung lesen und stets die am innerdeutschen Kulturkampf desinteressierte Anglo-Version konsultieren, während die naturwissenschaftlichen Artikel sich tendenziösen Ansinnen entziehen. Denn die Wikipedia-Autorschaft zur deutschen Zeitgeschichte ist scheinbar voller zu kurz gekommener Georg Elsers, die freilich ohne persönliches Risiko oder Gestapo-Horror zu riskieren ihr Mütchen kühlen wollen. Andererseits – ob sich der Unterhaltungsschriftsteller Karl May in den öffentlichen Bibliotheken wird halten können, ist ja noch offen. Und Wilhelm Busch hat auch heftig ausgeteilt.

Die deutschen Heimatvertriebenen wurden und werden vom Linksmilieu bekämpft, weil ihre schiere Existenz das zentrale Narrativ linker Herrschaft in Deutschland stört. Die Idee einer unverdünnt schuldigen Gesellschaft, die ihre Selbstbestimmung verwirkt habe, und die deshalb von linken Ideologen regiert werden könne und sich diesen zu unterwerfen habe. Aus diesem Konstrukt leitet sich der Kult des Noblen Fremden zwangsläufig ab, während die heutige Herrschaft auf das unverbesserliche „Tätervolk“ auf ewig aufzupassen habe und damit eine autarke „moralische“ Herrschaftslegitimität unabhängig vom Volkswillen (und im Grunde unabhängig von der ursprünglichen Zweckbestimmung des Grundgesetzes, den Deutschen einen politischen Bau in Freiheit, Recht und Würde zu gewährleisten) beansprucht. Wo der Demos erblich verdorben sein soll, kann man seine Willensäußerungen willkürlich sanktionieren. Die „ewige“ Nazizeit dient de facto der Emanzipation der Herrschaft vom Demos. Die Idee, dass Deutsche echtes und unverschuldetes Leid erlitten haben und Anspruch auf Menschlichkeit haben, stört dieses Narrativ. Die moralische Perfidie eines solchen Ansatzes und Einstellung zu den eigenen Landsleuten ist offenkundig, und in einer selbstgewissen Gesellschaft mit einer Geschichte ohne moralischen Bruch hätte sie zu Recht keinerlei Chancen. Die kolonialen Unterjocher fremder Völker halten schließlich an ihren Rechtfertigungsgeschichten bis in die jüngste Zeit fest, und die Atommächte USA, Russland oder China tun es noch heute. In der zutiefst erschütterten westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, deren vormalige politische Anführer als Verbrecher hingerichtet worden waren und die eine bedingungslose Kapitulation erlebt hatte, war dies selbstverständlich anders. Diese Lehre sollten übrigens alle verinnerlichen, die heute regenbogenbunten Fahnen hinterherlaufen - auch die Unternehmen, die sich unterwerfen und zum Teil schon alt genug sind, um sich schon „damals“ unterworfen und es dann bereut zu haben. Wenn nämlich alle plötzlich das Gleiche schreiben und schreien, läuft etwas grundlegend falsch. Was Sie von herrschsüchtigen Menschen halten dürfen, die gegenüber ihren Landsleuten kein Mitgefühl haben dürfen, WEIL sie ihre Landsleute sind (die nur als Herrschaftsobjekt und als quasi Wirtstier für bestimmte Geschäftsmodelle eines selbsternannten linken Wächtermilieus dienen sollen), überlasse ich Ihnen, liebe Leser.

Es war doch so: Die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen bildeten ein mächtiges politisches Reservoir mit eigenen Ambitionen. Die CDU fing sie ein, sinngemäß mit dem Versprechen: Bringt Euch bei uns ein, und wir sorgen für Euch auf ewig. Dies funktionierte bis in die 1980er Jahre, als Vertriebenenfunktionäre in der westdeutschen Politik noch eine beachtliche Rolle spielten. Im Gefolge der Wiedervereinigung jedoch, nach 1990, wurde das politische Selbstbewußtsein der Landsmannschaften verniedlicht und zu reiner Folklore kastriert – bis hin zu den Kaffeekränzchen der Über-80-Jährigen, wo man nach zweieinhalb Jahren vereinsamender Coronatyrannei froh ist, wenn einer zum Reden übriggeblieben ist. Denn jetzt hieß es ja: Europa über alles! Die kleineren Landsmannschaften befinden sich heute mangels Nachwuchses und vor allem mangels Lebenszwecks in Liquidation, oder sind schon aufgelöst. Was bleibt, ist die Erinnerung und das pro forma Gedenken, ein Gottesdienst und ein Kranz an einem windigen öffentlichen Platz im kleinen Kreis – wie Bad Cannstatt.

Schon immer wurden die Heimatvertriebenen von der Nannen-Presse und der Augstein-Presse attackiert, als seien sie in einer westdeutschen Gesellschaft, die sich der Verewigung der Schuld (aus politisch nützlichen Gründen im innenpolitischen Kampf) verschrieben hat, eine störende Mahnung, seien die „falschen Opfer“, die störenden Opfer. Denn in einer Republik, in der linke Kreise Morgenluft witterten, eine bürgerliche Gesellschaft, die vergessen und gut leben wollte, mit der Moralkeule zu drangsalieren und ihr ihre geistige Herrschaft aufzuzwingen, sie mittels moralischer Erpressung auszuplündern und an ihr zu parasitieren – da störten echte deutsche Kriegsopfer. Eine Opferrolle oder ein Moralanspruch, der aus der Assoziation mit der Opferrolle einer Gruppe abgeleitet wird, berechtigt in Deutschland zu Privilegien, ja sogar zu einem Anspruch auf geistig-moralische Luftherrschaft. Sie können das jeden Tag erleben, wenn Sie die Zeitung aufschlagen – jedes dritte Wort ist „Rassismus“ bzw. „Diskriminierung“. Hohlköpfige Presseartikel sehen nicht einmal den Schaden, der damit jeder faktenbasierten Erörterung in diesem Land zugefügt wird, und den Wettbewerb der Schreier, den sie anheizen. Wo die pauschale „Opfer“-Behauptung zum Privilegiengrund wird, der zahlreiche Kümmererstellen ernährt, verschwindet der Anreiz, etwas zu leisten.

Die zynische Kaltschnäuzigkeit, mit der linke Moralritter und Publizisten die Verlust-Trauer und den Schmerz der Heimatvertriebenen und der Bombenkriegsopfer verhöhnten, ist dabei ein ewiges Großblatt im Goldenen Schandbuch der deutschen Linken. Denn dies ist nicht moralisch, sondern - nihilistisch. In der Niederlage des Kollektivs und dem moralischen Vakuum des Traditionsbruchs erhebt sich sozusagen die Canaille und will Herrscher sein. Ihre Achillesferse ist, dass sie nichts LEISTEN kann, außer den sittlichen Bodensatz nach oben zu kehren und Gesellschaften sittlich zu zersetzen. Der Hass auf das eigene Volk ist da unendlich, weil man niemals etwas zu leisten vermögen wird, dass die Bürgerlichkeit anerkennt. Folglich hat ein solcher Herrschaftsanspruch ein Verfallsdatum und muss versuchen, ökonomische und naturwissenschaftliche Grundwahrheiten durch Dogmen zu ersetzen. Deshalb bedarf es immer neuer Gruppen und Themen, um die sich ersatzweise zwecks Legitimation gekümmert werden soll (und zur Not steht „das Klima“, das „Weltglück“ oder „die Freiheit der Welt exemplifiziert in einer – unbedingt! – fremden Nation“ als all-legitimierender Ersatz bereit).

Diese mehr oder weniger abstrakten Megaanliegen müssen stets, und bis zur „Weltrettung“, wichtiger sein als das REALE eigene Volk und dessen Lebensinteresse – weil man dem eigenen Volk mit voller Berechtigung nicht in die Augen sehen kann und nicht will. So muss die eigene sittliche Desorientierung und Wertlosigkeit zum bizarren Kult erhoben und der gequälten Gesellschaft immer wieder als Herrschaftszeichen in die Augen gerieben werden. So muss der Kult des Zynismus und des Nihilismus wildeste Sumpfblüten treiben, so muss jedem das Maul gestopft und muss er zensiert werden, der gegen den brutalen Herrschaftsanspruch der sittlichen Wertlosigkeit und moralischen Zersetzung aufbegehrt. Wozu bräuchte es sonst provokante öffentliche Manifestationen, die dem Schamgefühl des Bürgers ins Gesicht schlagen? Alles muss folglich auf den Kopf gestellt werden, auf den Kopf der denkt und dennoch zuunterst sein soll, damit die ungewaschenen Füße die Sonne grüßen und ihnen niemand mehr trotzt und ihnen die Wahrheit sagt. Wo die Wertlosigkeit sich zur Diktatur aufschwingt, wird jede positive menschliche Regung pervertiert. Jeder reale geistige und sittliche Wert wird bis zur Wert-losen Abstraktion aufgelöst, die alles und jeden umfassen soll und in ihrer Unterschiedslosigkeit und ihrem Zwang, sich mit allem und jedem gemein zu machen, eben gemein wird. Das ist jedoch keine Gerechtigkeit, denn Gerechtigkeit benötigt den Unterschied, sonst hat sie keinen Maßstab. Gerechtigkeit ist nicht jedem das Gleiche; Gerechtigkeit ist das Richtige. Gerechtigkeit besteht in der Anerkennung der Unterschiedlichkeit der Menschen und dem Bedürfnis, jedem auf seine Art sein Glücksstreben zu gönnen. Gerechtigkeit ist nicht, wenn Idioten Kluge zu vermeintlichen Co-Idioten erniedrigen wollen und sie zwingen, den Mund zu halten und zu heucheln, damit die Idiotie der Idioten nicht mehr auffalle. Nein, es gibt Leute, mit denen habe ich eben NICHT im Sandkasten gespielt.

Man hätte meinen sollen, die Folgen des Kommunismus seien bekannt, aber die Lehren scheinen heute vergessen. Das hätte bis in die späten 1980er Jahre jeder Osteuropaflüchtling bezeugen können – denn deshalb kamen sie zu uns. Menschen lassen sich heute zu Kindern reduzieren und wollen kindische Schlaraffenlandversprechen, die nur in Lüge und Leid enden können. Das, was dann nämlich als öffentliche Kultur angepriesen wird, ist im Grunde folgerichtig ein einziger großer Todeswunsch der erbärmlichen kulturellen Wertlosigkeit, die nichts kann, während die wenigen Übriggebliebenen der bürgerlichen Welt in den Kellern hocken und ihre Kinder zum Mundhalten erziehen (müssen). So etwa, wie die Säuger unter der zum Untergang verurteilten Herrschaft der Dinosaurier still in ihren Höhlen saßen und duldeten – so verstehe ich das. Der Meteorit musste einschlagen, als seine Zeit kam. Ihr Geschrei half den scheinbar blühenden Sauriern nicht, und die Säuger sahen es mit kalter Genugtuung. Ihr Gehirn war entwicklungsfähig, und darauf mussten sie hoffen. Die Saurier hingegen konnten auf die REALE Veränderung ihrer Lebensumstände nicht mehr reagieren, denn ihr „Geschäftsmodell“ entbehrte der Grundlage. Der Fortschritt findet im Verborgenen statt: Der sprichwörtliche Meteorit, das wird der wirtschaftliche Zusammenbruch sein, der uns zu den Realitäten als Lebensgrundlage zurückführt. Das größte Unrecht der linken Ideologen besteht darin, dass sie dem Talent die Tür zum gesellschaftlichen Aufstieg und zum Fortschritt unseres Landes vor der Nase zugeschlagen haben. Die echte soziale Durchlässigkeit des Schulsystems gab es für drei westdeutsche Dekaden, bevor die Huldigung an die Idiotie den Dummen ein ungerechtfertigtes Selbstbewusstsein einblies, bevor sie das Talent, das die Wahrheit braucht, zum gesellschaftlichen Feind erklärte – und den Zynikern alle Chancen gab, die der talentlosen Unwahrheit der infantilisierten Gesellschaft nur nach dem Munde redeten. Heute ist es so: Je mehr Minderbemittelte betreut werden, desto mehr Minderbemittelte werden herangezogen. Wer steht Ihnen heutzutage zur Wahl, der Ihnen eine echte Reform verspricht, die das Land leistungs- und zukunftsfähig macht?

In diesem Szenario des radikalen Kulturbruchs, der „Umwertung aller Werte“ mit den Marcuses oder Horxheimers oder Adornos, sind die Heimatvertriebenen ein Symbol und Relikt des alten bürgerlichen Deutschland. Deshalb sind sie Stein des Anstoßes, auch wenn es ihrer nur noch Wenige gibt. Die moralische Erschütterung bürgerlicher Selbstgewissheit, weil man auf den Nationalsozialismus hereingefallen war, war immens, und dies machte die bürgerliche Nachkriegsgesellschaft angreifbar und formbar. Dies haben die 1968er klug erkannt. Sie wollte Vergessen und Wohlstand – das Vergessen soll sie in geradezu sadistischer Weise bis heute nicht bekommen, soll keine Normalität erleben dürfen. Ihre Achillesferse war und ist ihre Geistesfeindlichkeit und Bequemlichkeit. Und den Wohlstand kann man ihr in parasitärer Weise mit moralischer Dauererpressung abknöpfen und beachtliche Geschäftsmodelle auch für Akademiker entwickeln, die außerhalb Deutschlands gar nicht denkbar sind. Zugegeben, die Geistesfeindlichkeit des deutschen Bürgers hat zu seiner Verwundbarkeit beigetragen: Er wollte essen, trinken, Status, Reisen und – glaubt man den zahlreichen Illustrierten der 1970er Jahre – vulgären Sex. Kreatürliche Bedürfnisse mithin, und die auch noch vulgär formuliert. Dem brutalen Herrschaftsanspruch der 1968er hatte er nichts entgegenzusetzen, indem er, abgesehen von einigen Autoren wie Böll oder Walser oder Frisch, keine geistigen oder sittlichen Ansprüche und Ziele formulierte. Und auch die Bölls oder Walsers hatten keine Nation im Sinn, sondern die moralische Sauberkeit des Individuums in einer oft desorientierten scheinbar chaotischen Gesellschaft – sie waren nur bürgerliche Selbsttherapie. Ja, in einer Trotzreaktion erkannte dieser Bürgerstand die geistigen und sittlichen Defizite überhaupt nicht als real an, was letztendlich den Terroristen des Deutschen Herbstes ihre Scheinlegitimation lieferte, man habe es ja im Grunde noch immer mit einem NS-System zu tun. Er hatte die D-Mark, und deren Kaufkraft enthob ihn scheinbar jeder Sinndebatte. In Wirklichkeit war dieses westdeutsche System nicht böse; es war in seiner Geistesfeindlichkeit jedoch für zur Resignation neigende Menschen unerträglich weil viehisch anspruchslos: Dies genügte Einigen, es zu dämonisieren. Mag diese – im weiteren Sinne – bürgerliche Formulierung geistiger Ziele auch unter einer de facto Fremdherrschaft nicht möglich gewesen sein, so fehlte diese Dimension doch. Herausgekommen ist bei der CDU nur eine dumpfe bedingungslose Amerikahörigkeit, bei der SPD ein krankhaft-verspieltes Misstrauen gegen alles Deutsche, bei der FDP ein vulgärer Krämerkapitalismus, und die Grünen sind in ihrer bigotten Gründlichkeit alles Andersdenkende auszurotten deutscher als sie denken. Denn der Deutsche neigt dazu, Brücken hinter sich abzubrechen – das Fehlen von geistigen Alternativen hält er in seiner Trägheit für Orientierung und Halt, und das Bekenntnis zur einmal eingeschlagenen Dummheit hält er für einen Segen und Verdienst. Deshalb lacht ihn, den Kartoffelkopf, das weltwendige südliche Europa auch gerne aus. Das östliche Europa bewundert seine Ordnung, ist aber nicht bereit, sich dumm zu machen. Denn Ordnung ist kein erstrebenswertes Ziel, wenn sie die Ziele, denen die Sekundärtugend Ordnung dienen muss, zersetzt. Eher schaut man dort kopfschüttelnd- fasziniert zu, wie sich eine Nation selbst an den Ast hängt. Das macht sie grandios, aber nachmachen will man es nicht.

Dass in dieser Nation etwas sein könne, was wirklich tragisch sei, störte Einige empfindlich, die ihre Legitimitäten GEGEN diese Nation stricken wollten, welche sie nur als Prügelknaben anerkennen konnten und den deutsch-gründlich zu verprügeln sie sich bis heute vor Fremden rühmen wollen. Das Ausland schüttelt freilich eher ungläubig den Kopf über solchen Geifer. Die deutschen Heimatvertriebenen waren in ihrem Durchschnitt sicher Durchschnittsmenschen, wie andere auch, die von einem außerordentlichen Schicksal betroffen wurden, auf das keiner vorbereitet war. Man braucht ihre Qualitäten nicht zu idealisieren, darf sie aber nicht aus ideologischem Eigennutz mindern. 1949 sollen Flüchtlinge und Heimatvertriebene 16,5% der bundesdeutschen Bevölkerung gestellt haben, wenn ich hier auch bequemerweise die Wikipedia (ich bereue!) anführen muss. Dies machte die Einrichtung eines eigens zuständigen Ministeriums logisch und verständlich.

Dieselbe Wikipedia ist übrigens (in ihrer Summe sozusagen) fair genug, aus der Vita eines der schärfsten Kritiker der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen, Prof. Micha Brumlik zu zitieren: (…) Von 1981 bis 2000 hielt er die Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Universität Heidelberg. Brumlik war in Deutschland zunächst im Sozialistischen Büro und in der Frankfurter Gruppe der Föderation Neue Linke politisch aktiv, später als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und als Frankfurter Stadtverordneter von 1989 bis 2001. (…).“ Brumlik schrieb: „(…) Die Charta stelle dagegen noch „eine im Geist von […] Selbstmitleid und Geschichtsklitterung getragene, ständestaatliche, völkisch-politische Gründungsurkunde dar, in der nichts weniger als die Absicht beglaubigt wird, die Politik der jungen Bundesrepublik in Geiselhaft zu nehmen.“ Glaubwürdig wäre dieser Gesinnungswandel aber erst nach einer förmlichen Aufhebung der Charta, die heute noch in Kraft und das „Grundgesetz“ der Vertriebenenverbände sei. (…).“ Ich muss ehrlich sagen: Hätte Herr Professor Brumlik die Absicht gehabt, das Leid einer zweistelligen Millionenzahl Heimatvertriebener (von denen „unterwegs“ eine Zahl von m. W. einer bis anderthalb Millionen für die Archive unerklärt und „spontan“ verlustig ging) zu relativieren und darüber einen Kübel schadenfroher Häme auszugießen, dann hätte er es – in den Grenzen akademischen formalen Anstands - aus meiner Sicht nicht besser formulieren können.

Mitglieder meiner Familie waren Heimatvertriebene, und Mitglieder meiner Familie gehörten zu diesen Verlusten. Mein Vater HÄTTE sich gerne revanchiert, so wie andere drangsalierte Volksgruppen dies auch getan haben. Soll ich es ihm verdenken? Jedoch, die Charta band auch seinesgleichen. Dass Herr Professor Brumlik heute zum anerkannten Kanon der Berliner Wohlfühlrepublik gehört, ich hingegen ein zähneknirschend geduldeter Landtagsabgeordneter für AfD bin, sagt über die Berliner Republik und ihr Verhältnis zu den ethnischen Deutschen osteuropäischer Provenienz eigentlich alles. Und im Grunde stellt sich Brumlik mit seiner Aussage sogar gegen die intuitive Mindestloyalität, die die Republik der 1990er Jahre den Vertriebenen und ihrem Grunddokument als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft zugestand und würdigte. Wieder die Wikipedia: „(…) Von bundesdeutschen Politikern wurde immer wieder der historische Beitrag der Vertriebenencharta zur Aussöhnung hervorgehoben. So betonte aus Anlass des 50. Jahrestages der Charta der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) die „weitreichende Bedeutung“ der Charta, „weil sie innenpolitisch radikalen Bestrebungen den Boden entzog und außenpolitisch einen Kurs der europäischen Einigung unter Einbeziehung unserer mittel- und osteuropäischen Nachbarn vorbereitete.“ Wolfgang Schäuble äußerte sich anlässlich der Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland zum 65. Jahrestag der Vertreibung der Russlanddeutschen am 27. August 2006 in Stuttgart folgendermaßen: „[Die] Charta war damals und ist heute noch ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Größe und Lernfähigkeit. Nicht Revanchismus, nicht Niedergeschlagenheit bestimmen diese Charta, sondern der Glaube an die Zukunft, Europäertum, christliche Humanität.“ Wie Professor Brumlik, ebenso in Deutschland mit zahlreichen Preisen bedacht, sich abends schlafen legt und anständig fühlt, das würde ich ihn gerne einmal fragen. Aber offen gesagt: Die Antwort interessiert mich gar nicht mehr, denn ich habe genug gehört. Es gibt nun einmal kein Monopol einer ethnischen Gruppe auf Erlittenes. Und wie gesagt – der historischen Einordnung durch den seinerzeitigen Direktor des British Museum, Neil MacGregor, traue ich mehr. Denn der Schotte ist in der Eifersucht um den (mit politischen Privilegien verbundenen) Opferstatus, den Deutsche gegen Deutsche in einzigartig verkommener Perfidie als politische Waffe instrumentalisieren, auf deutschem Boden notwendig unbeteiligt und ist als Autor keine an Kollektivprivilegierung „auf Moralbasis“ interessierte Partei. Über einen anderen stets TV-prominienten und wortreichen Kritiker, Ralf Giordano, habe ich nichts außer Gutem zu sagen, denn der ist verstorben. Immerhin hat wohl kaum ein deutscher Junge, dessen Mutter z.B. ein tschechischer Kommunistenfunktionär mit Handgepäck vom Hof vertrieben und ins Gesicht geschlagen hat, sich dieses Schicksal zu einer moralbasierten Publizistenkarriere veredeln können. Denn ein solcher Bedarf der intellektuellen 1968er bestand in der Bundesrepublik schlicht nicht, und es wurde auch nicht nur die Kulturelite für irgendwelche Überzeugungen vertrieben – sondern unterschiedslos alle Deutschen, einfach so. Ein solcher Mahner-Beruf existierte für den deutschen Vertriebenen nicht, wenn er nicht gerade über eine Verbandsfunktion ein politisches Amt (oft in der CDU oder FDP) errang. Und ich persönlich fühle mich nicht als Angehöriger einer von einer höheren Macht auserwählten Gruppe, so dass ich die Geschichte meiner Familie nüchtern einordnen kann und weiß, dass dergleichen im 20. Jahrhundert der Diktatoren und ihrer Helfer etlichen Volksgruppen aufgrund ihrer pauschalen Ethnizität widerfahren ist - ohne dass dies an dem individuellen Charakter der Opfer irgendetwas hinzufügt oder nimmt. Sollte einer einen schlechten Charakter gehabt haben, dann stahl er auch als Heimatvertriebener von seinen Quartierstellern Rauchfleisch. Und umgekehrt galten die Vertriebenen vielen Eingesessenen als „Rucksackdeutsche“, wenn nicht gar als „Schädlinge“, denen man partout nicht glaubte, dass hinter der Elbe längst nicht mehr mit Ochsen gepflügt wurde. Willkommen war oft ganz anders. Manch einer wurde als Schwiegersohn verschmäht, weil seine Konfession unerwünscht war, und hat die unverschuldete Zurücksetzung nie verziehen. Ja, „das Netz“ ist in diesen Zeiten ein Biest! Aber man muss die Wahrheit sagen, wie sie ist. Immerhin hat den Heimatvertriebenen niemand die Chance gelassen, sich im gesellschaftlichen Sprachgebrauch zu einer Engelskategorie zu erheben; sie hatten sich gefälligst zu integrieren und zu funktionieren. Um zu Engeln erhoben zu werden, waren sie dann doch zu sehr „Leute von uns“. Im Grunde will Brumlik sich (mit akademischer Wucht und moralisierendem Pathos) empören, die deutschen Heimatvertriebenen hätten ungehöriger Weise ein Auserwähltheitssyndrom beansprucht; und da muss ich denn doch schmunzeln. Es ist also bei den Einen nur „Selbstmitleid“, wenn man z.B. in Aussig vom tschechischen „Volkszorn“ von der Brücke gestürzt wird und ersäuft. Herr Professor Brumlik muss es ja wissen. Wenn nicht, kann er es ja ausprobieren, wie er sich fühlt.

Ich sehe jedenfalls in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1949 einen Meilenstein, der zugleich aussprach, was möglich WAR und was gefordert werden konnte, und der zugleich einen moralischen Hochgrund darstellte. Wenn tatsächlich in größerem Maße hauptamtliche Funktionäre den Text prägten, die bereits in der NS-Zeit in der „Volkstumspolitik“ aktiv gewesen waren (und der Vertriebenenminister Dr. Theodor Oberländer – 1953 bis 1960 – war ein solcher), so kommt mir keine Spekulation über deren Überlegungen und deren politisch-pragmatische Schläue zu, die ich, wie allen politischen Dokumenten, auch dieser noblen Erklärung unterstellen darf. Ehrlichkeit ist in der Politik ein scheues Rehlein. Denn bindend ist schließlich der Wortlaut, und der steht. Neben der Forderung nach einem „Recht auf die Heimat“ (so die Wikipedia) und „solange dieses Recht für uns nicht verwirklicht ist“ enthält die Charta weitere substantielle Forderungen der Vertriebenen, nämlich das gleiche Staatsbürgerrecht vor dem Gesetz und im Alltag, die gerechte und sinnvolle Verteilung der Lasten des Krieges auf die ganze Bevölkerung, die Forderung nach der Eingliederung der Berufsgruppen der Vertriebenen und ihre Beteiligung am Wiederaufbau Europas. Diese Forderungen wurden erfüllt, so durch das Lastenausgleichsgesetz von 1952 und das Bundesvertriebenengesetz von 1953. Man war also im Alltag auch als Deutscher zurückgesetzt. Das Dokument selbst ist erfrischen kurz; Sie finden es hier: https://bdv-nrw.de/ueber-uns/charta-der-heimatvertriebenen/. In meinen Augen handelt es sich um einen moralisch großen Wurf, und Versuche, das Dokument zu mindern, sind aus meiner Sicht ausschließlich darauf zurückzuführen, dass deutsche Opfer politischen und materiellen Ambitionen anderer interessierter Kräfte entgegenstanden. Mit dem Leid dieser Menschen politischen Fußball zu spielen, erscheint mir nun nicht als edle Großtat.

Zur konkreten Aufbauleistung der deutschen Heimatvertriebenen in der jungen Bundesrepublik (in der DDR durfte die Vertreibung durch die ruhmreiche Rote Armee ja nicht öffentlich besprochen werden) habe ich keine harten Fakten, keine Wirtschaftsstatistiken, Anteile am Inlandsprodukt und dergleichen. Ob das jemand jenseits des Aufbaumythos des Wirtschaftswunders wirklich wissenschaftlich quantifizieren konnte, weiß ich nicht. Weder habe ich Muße noch Zugang zu den Bibliotheken des BdV oder der als unabhängige Vereine organisierten „Häuser der Heimat“. Ich weiß, dass es in Karlsruhe in einem der Letzteren eines solche Bibliothek gab, die nur maximal 3000 Bände umfasst haben mag. Die aber eine sehr gute Sammlung nicht nur heimatkundlicher Bücher, sondern vor allem auch der amtlichen Vertriebenen-Dokumentationen einschließlich der Dokumentationen von Verbrechen an Deutschen besaß. Kulturhistorisch und – wenn man so will – von der Warte konservativer und geschichtsbewusster Gesellschaftsvorstellungen aus war dies ein echter Kulturschatz. Und ich muss immerhin sagen, dass Politiker wie Reinhold Gall oder Thomas Strobl, in Bayern Max Huber, in Bayern Erwin Huber, einem Schlag angehörten, der politische Schläue noch mit echter Sympathie für Vertriebenenanliegen verband. Dies, auch wenn solche BdV-Feierstunden immer mehr im Laufe der Zeit zu politisch zahnlosen reinen Folkloreanlässen wurden, wo junge Mädchen in Tracht tanzten und ältere Frauen sentimentale Lieder sangen, während sich die politische Prominenz feiern und hofieren ließ. Immerhin fielen damals noch finanzielle Brosamen für Kulturaktivitäten ab, ohne dass sich die Nehmenden (in deutsch-ideologischer Durchgriffsmanier) bereits zu krampfhafter Völkerverständigung mit den Erben Beneschs oder anderer herbeilassen mussten. Was die Vertriebenenverbände mit ihrer Unterwerfung unter den politischen Zeitgeist aber wirklich „gewannen“, erfuhren sie, als ihre Sitze in Rundfunkgremien an Vereinigungen muslimischer Immigranten gingen. Denn diese können den Altparteien Wähler bringen und werden, wie seinerzeit die Vertriebenen, hofiert, damit sie keine EIGENE Partei gründen.

Ich weiß nicht, ob es diese Bibliotheks-Sammlung heute noch gibt, oder ob die dem Desinteresse einer Heute-zentrierten und geschichts-verlorenen Generation zum Opfer gefallen ist und in den sprichwörtlichen Container „entrümpelt“ wurde. Unwahrscheinlich wäre das nicht. Denn vor zehn Jahren saß auf der Verwaltungsstelle für dieses Karlsruher Haus keine Historikerin, wie man erwarten würde, sondern eine fachfremde ABM-Kraft. Hin und wieder fiel das Wort „entsorgen“. Und der Trägerverein, dem m. W. auch Karlsruher Stadträte angehörten, fand dies auch nicht ungewöhnlich bzw. es kümmerte ihn nicht sichtbar. In Baden-Württemberg weiß ich, dass zumindest jeder mittlere Ort über ein Neubaugebiet aus den 1960er Jahren verfügt, in dem die Straßen Breslauer Straße, Gubener Straße, Danziger Ring oder Beuthener Soundso hießen (freilich immerhin nicht Kaliningrader Klopse in einem Land, das so gerne Mumbai oder Belarus sagt, weil man es immer richtig machen will). Dort hatte man sich schließlich integriert und versuchte, in Westdeutschland angekommen zu sein - mit vielleicht 2x2 Meter Garten und einem Rosenstrauch und einer gestreiften Markise. Sicher auch mit Heimwehbänden im sparsamen Buchregal. Ob das eine menschliche Lösung war? Ich weiß es nicht. Das allzu pappsüße Klischee-Wort vom „Ankommen in der neuen Heimat“ traf sicherlich für die Elterngeneration kaum zu, die als besitzlose Bittsteller hatte kommen müssen und sich gezwungenermaßen abzufinden und einzufinden hatte. Immerhin weiß ich, dass die Verwandlung Bayerns von einem Agrarland in einen Industriestaat durch den erzwungenen Zustrom der Sudentendeutschen aus den Glas-, Porzellan-, Schmuck- und Feinmechanikbranchen gelang, dem dann eine geschickte Subventionspolitik der CSU-Regierungen folgte. Das mag in Baden-Württemberg ähnlich stattgefunden haben, wenn auch nicht in so auffälliger Dichte (denn eine ausgewiesene Patentkultur gab es ja schon). Ich habe, mangels Faßbarerem nach 75 Jahren, Impressionen beschrieben und kann über die Statistik jener Zeit nicht Auskunft geben. Die Historiker, die das können und sollten, haben keine politische Konjunktur und niemand wird unter dieser Regierung ihre Arbeit bezahlen – sofern sie denn eine Publikationsmöglichkeit finden. Die Verbände selbst sind in ihrer Zusammensetzung für politische Ambitionen, denen eine solche Forschungsarbeit dient, zu alt und werden sie nicht finanzieren können. Manche haben sich schon abgewickelt und aus den Vereinsregistern gestrichen. Das akademische Establishment muss dem Zeitgeist huldigen, und wer heute „doktoriert“ will sich nicht in eine Karriere-Sackgasse manövrieren. Mit Migrations- und Diversitätsforschung ist da mehr zu machen. Dass die Vertriebenenverbände sich beinahe schon selbst abgeschafft haben, in politischer Hinsicht sowieso, und dass eine Gedenkveranstaltung in Cannstatt etwa 30 ältere Gäste und eine einstellige Zahl von Politikern anzieht, ist da vielleicht ein Zeichen für restlose Integration und Normalität. In jedem Fall: Wenn wir die Leistungsfähigkeit Baden-Württembergs in der (notorischen) Wikipedia heute, etwas angeberisch, so beschrieben finden – „(…) Baden-Württemberg ist das deutsche Land mit den höchsten Exporten (2021), der zweitniedrigsten Arbeitslosenquote (April 2022), dem vierthöchsten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf (2021) sowie den meisten angemeldeten Patenten pro Kopf (2021) und den absolut und relativ höchsten Forschungs- und Entwicklungsausgaben (2019). Die durchschnittliche Lebenserwartung lag im Zeitraum 2018/20 bei 79,9 Jahren für Männer und bei 84,2 Jahren für Frauen, womit beide unter den deutschen Bundesländern jeweils den ersten Rang belegen. (…).“ – dann haben die Nachkommen der Vertriebenen gerade durch ihre auffällige Unauffälligkeit, ihre Eingliederung, ihren Aufbauwillen, durch das auffällige Fehlen sozialer Auffälligkeit, ihren würdigen Anteil und Verdienst daran. Wir sollten die 16,5% von 1949, die mit aufgebaut haben, nicht vergessen. Gerade weil sie in dem vermeintlichen neudeutschen Schmelztiegel (der eher ein Konglomerat ist, oder eine Brekzie) aller „Stämme“, der unsere Heimat geworden ist und in dem heute jeder seine Ansprüche herausschreit und sich zwecks Erlangung von Privilegien und Macht zur Opfergruppe einheimischer Unterdrückung stilisiert, so leicht vergessen werden und in den Mythos übergegangen sind!

Ihr

Emil Sänze

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