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Eine verlorene Generation? Wohl kaum, aber Einiges stimmt eindeutig nicht

KV-PFORZHEIM-ENZ - 13.09.2020
es wird heute grundsätzlich, ein bildungspolitisches Essay eigentlich. Sie werden den Hickhack um den Schuljahresbeginn unter „Coronabedingungen“ mitbekommen haben. Das Virus lähmt alle rationalen Vorgänge und man muss sich fragen, was ist mit diesem Land los, dass es sich so lustvoll dem Ausnahmezustand hingibt, anstatt eine vernünftige Bilanz zu ziehen – wo geschützt, wo geholfen werden muss, wo es normal weitergehen kann. Letzteres Versäumnis ist ganz klar dem Landessozialminister Lucha anzulasten. Eine rationale „Coronapolitik“ würde bedeuten, dass man sich mit den Lehren der Statistik auseinandersetzt und die Gesundheitsrisiken für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen analysiert (anstatt alphabetisierte Leute über das Händewaschen und andere Banalitäten zu belehren) und diese unterschiedlich, je nach Risiko, behandelt. Schließlich nennt der Covid-Lagebericht des Landesgesundheitsamtes vom 23.07.2020 unter der Anzahl der übermittelten Fälle, die mit und an SARS-CoV-2 verstorben sind, in der Altersgruppe 0 bis 10 Jahren Null Personen, in der Altersgruppe 10 bis 19 Jahre eine Person und in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre ebenfalls nur eine Person – bei bis zum 23. Juli 2020 insgesamt 1.839 Todesfällen (s. https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-sm/intern/downloads/Downloads_Gesundheitsschutz/200723_COVID_Lagebericht_LGA.pdf) in einer Bevölkerung von 11 Millionen und jährlich ca. 111 Tsd. Verstorbenen (s. https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Faltblatt/803819016.pdf). Dass Daten zur Komorbidität (also zu Vorerkrankungen bei Covid-19) im Gegensatz zu den USA (s. https://www.cdc.gov/nchs/nvss/vsrr/covid_weekly/index.htm#Comorbidities) bis heute nicht veröffentlicht werden, also „mit“ und „an“ Covid-19 verstorbene Personen bewusst in einen Topf geworfen werden und maximale Panik erzeugt wird, darauf habe ich vergangene Woche hingewiesen. So agiert man nicht, wenn man ein Problem löst, sondern wenn man ein Problem – verwaltet: Es könnte ewig so weitergehen, die Politik erscheint als Macher, solange jemand anders die Zeche zahlt. Das Risiko, im Schulalter „an“ Covid-19 zu versterben, oder auch nur „mit“ Covid-19 zu versterben, bewegt sich, so lese ich es aus der Sterbestatistik heraus, innerhalb der Covid-Sterbestatistik im Tausendstelbereich. Lucha gibt ja die Daten zu Vorerkrankungen nicht heraus. Eine Todesursachenstatistik, aus der wir 2021 dann anhand von ICD-10-Angaben die wirklich ursächlichen Covid-Toten herauspicken sollen, darf man sich so vorstellen: https://www.statistik-bw.de/Gesundheit/Todesursachen/140342xx.tab?R=LA. Man würde heute meinen: Es gibt keinen vernünftigen, rationalen Grund, die Schulpflicht irgendwie einzuschränken. Die Schulpflicht wird ja auch nicht wegen des realen Risikos eingeschränkt, in einen Verkehrsunfall zu geraten, zumal z.B. mit einem nicht beleuchteten Fahrrad – eine sehr verbreitete Ordnungswidrigkeit, mit der sich die Polizei nicht mehr zu befassen scheint. Das Leben ist keine Lebensversicherung, da kann eine Regierung tun was sie will, und Herrn Kretschmanns Verkehrsunfall hat das ja genau das auf traurige Weise demonstriert. Man gewinnt den Eindruck, der „Corona“-Ausnahmezustand werde künstlich am Leben gehalten. Die Normalität hat ihre Bedeutung scheinbar verloren; die Politik hat kein Interesse an ihr, ihre Sondermaßnahmen verselbständigen sich zu einem Scheinzweck. Die Normalität stört. Nie mehr Alltag und folglich keine Zeit für lästige Alltagsprobleme!
In Baden-Württemberg gibt es etwa 4.500 Schulen mit 1,5 Mio. Schülern (2018: 1,1 Mio. an Allgemeinbildenden Schulen und 417 Tsd. an Berufsschulen, bei 110 Tsd. Lehrern), über deren Präsenzunterricht ab Mitte September die Zeitungen gerade diskutieren. Der Vollständigkeit halber: 2017/18 verließen 30,6% der Absolventen die Schule mit Hochschulreife, 0,3% mit Fachhochschulreife, 46,6% mit Realschul- oder gleichwertigem Abschluss, 16,1% mit Hauptschulabschluss – und 6,4% ohne Hauptschulabschluss (s. https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Faltblatt/803819016.pdf). Es ist in der ausgeuferten Corona-Diskussion die Rede von „Virenampeln“, die auf „dunkelgelb“ springen und dergleichen, während man im vergangenen Frühjahr das komplette Chaos hatte, Teleunterricht improvisierte und von sogar ein erleichtertes Abitur gefordert wurde. Dazu schreiben die Stuttgarter Nachrichten am 7.9.: „Tausende Gesetze, Verordnungen, Regulierungen, Schulhofregeln und Verhaltensmaßgaben belegen die Tradition der Risikovermeidung an Schulen. Jetzt aber wird das Virus nicht draußen gehalten, sondern zugelassen und zu beherrschen versucht. Das ist ein radikaler Bruch und wird alle Beteiligten einem Dauerstresstest aussetzen. Allerdings haben sie gerade im Umgang mit Corona, wo sich vieles ständig ändert, einen unschätzbaren Vorteil: Als lernendes - und lehrendes - System sind Schulen Profi.“ Ja, so kann man sich ein Chaos, eine Politik schönreden, die auf dem Unmöglichen aufbaute: Jedes Risiko ausschließen zu wollen, indem man alle Bewegung lähmte, ohne zu beachten, dass das Land von der Bewegung lebt und dass die Luft nun einmal unabhängig von Verordnungen zirkuliert. Schule ist kein spannendes „Soziallabor“, Schule hat Aufgaben zu erfüllen. Das Risiko wurde ohne weiteres Hinterfragen aus politischen Gründen als „maximal“ festgesetzt. Man muss jetzt die Realität hereinlassen. Interessanter Weise moniert sogar der Sprecher des Landeselternbeirats, M. Michelstaedt, in der Stuttgarter Zeitung vom 7.9. die fehlende Beteiligung des Parlaments bei all den mit Corona begründeten Einschränkungen: „Ich denke, es dient dem gesellschaftlichen Klima nicht, dass alle Corona-Regeln für die Schulen einfach als Verordnung erlassen werden. Die Akzeptanz wäre größer, wenn die Weichenstellungen parlamentarisch debattiert, mit den beratenden Gremien diskutiert und dann im Landtag beschlossen würden.“ Die Exekutive hat die Lagebewertung an sich gerissen und sich verselbständigt, ist gegen die Grundrechte Amok gelaufen. Die Eltern haben offensichtlich deutlich mehr Angst, dass ihre Kinder nicht lernen können, oder dass sie nach einem Urlaub in Quarantäne müssen und niemand für sie Zeit hat, als vor irgendeinem Risiko einer ernsten Erkrankung. Die Eltern haben vor allem Angst um den Bildungserfolg ihrer Kinder und damit um deren Lebenschancen. Hier sind wir bei des Pudels Kern.
Ohne gute Bildung und Ausbildung wird es in dieser Gesellschaft nichts. Wie schön wäre es, wenn einem der „Klimawandel“ die Alltagsarbeit, zu lernen, abnähme und nur Aktivismus und das „richtige Bewußtsein“ für eine Zukunft qualifizierten, die mit oder ohne Gretas Zorn dennoch in geordneter Form stattfinden wird. Die Lust am ewigen Ausnahmezustand hilft nicht weiter. Die vorherrschende Politik hat sich in eine archaische Rebellion gegen Kulturleistung und Technik manövriert. Sie nimmt aus Opportunismus an Wirklichkeitsverleugnung und Bilderstürmerei teil und ruft selbst den ewigen Ausnahmezustand aus, der das Opfer alles Gewachsenen fordere. Die Welt muss vom CO2 und vom Rassismus erlöst werden, während eine Straße zu bauen 15 Jahre dauert. Die Gesellschaftswissenschaften, hoch politisiert, tun so, als seien naturgesetzliche Zusammenhänge eine verhandelbare Konvention und gängeln die Naturwissenschaft (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Zoologische_Gesellschaft#Jenaer_Erkl%C3%A4rung), die sich sogar vorauseilend unterwirft. Verdienste werden durch Demonstration von „richtiger“ Gesinnung erworben. Dabei gilt: Eine Wissenschaft, die z.B. aus politischen Gründen, bestimmte Befunde in der Ausgangslage ignoriert, kann keine Analyse liefern, die die tatsächliche Situation beschreibt. Sie kann ihr Potential nicht ausleben und erfüllt ihren Zweck nicht. Analysen sind nur erlaubt, wo sie in den Gesinnungs-Zeitgeist passen. Wir erleben, staatlich protegiert, eine von Wohlfühl- und Harmoniewünschen geleitete Gegenaufklärung, eine politisch korrekte Irrationalität. Das beinhaltet den politischen Wunsch, die eigene Geschichte zu bekämpfen – und mit ihr eigentlich das eigene Volk, etwas ganz Anderes sein zu wollen als was man tatsächlich ist. Stets werden traditionelle Ordnungen diskreditiert und der Versuch gemacht, neue Ordnung mit neuen Belohnungssystemen aufzustellen. Diese machen aber die Rechnung ohne den Wirt. Die heute gängigen politischen Utopien lehnen die Konkurrenzgesellschaft ab. Sie propagieren egalitär-kollektivistischen Idyllen einer vermeintlich besseren, vortechnischen Zeit vor der „bösen“ sozialen Differenzierung - die durch Spezialisierung, durch Leistung, oder häufig genug auch einfach durch nackte Gewalt stattfand. Sie propagieren in Form des „Kampfes für soziale Gerechtigkeit“ oder für „Klimagerechtigkeit“ eine Nivellierung, die erfahrungsgemäß nur auf dem Niveau des materiellen Mangels stattfinden kann (man kann die unterschiedlichen Talente nicht nivellieren, aber man kann allen Menschen etwas wegnehmen, bis alle gleich wenig haben). Zugleich suchen sie neue Belohnungssysteme zu etablieren, in denen ihre spezifischen Aktivitäten als Meriten gelten (und nicht selten die traditionellen – als Feindbild). Ihr Narrativ: Konflikte unter den Menschen (und dazu gehört der Willen, sich auszuzeichnen und eine hervorgehobene Stellung anzustreben) und Konflikte mit der Natur seien durch Ungleichheit und durch die Sünde der Kultur entstanden. Deren Tochter, die böse Technik, verbrenne, was gefälligst unter die Erde gehöre, und schaffe Zerstörungs- und Konfliktmöglichkeiten, die man dem Menschen nicht in die Hand geben solle. Streben nach Wohlstand werde illegitim; Friede entstehe durch Teilen von Dingen, die sich wundersam selber erneuern. Technischer Fortschritt zur Hebung des Wohlstands wird nur da anerkannt, wo er in die Öko-Ideologie zu passen scheint. Sprich: Die klassischen Leistungsmassstäbe werden zu Negativa. Auszeichnen soll man sich durch die richtige Meinung und Gesinnung, und den Bekehrungserfolg im Aktivismus. Kurz gesagt: Wenn es gut ist, nichts zu haben, nichts zu wollen, nur in sich selber und seine Befindlichkeiten hineinzuhorchen – dann verliert etwas zu lernen und zu können seinen Wert. Wir löschen die Maßstäbe aus, dann fühlt keiner mehr sich zu kurz gekommen. Das klassische Verständnis von Leistung wird bestenfalls noch optional: „Bewußtsein“ soll zählen. Baden-Württemberg stand bereits 2016, nach fünf Jahren grün-roter Bildungsbemühungen und politisch forcierter Gemeinschaftsschule samt politisch gewollter Zwangs-Inklusion als Gipfel der Gleichmacherei, so da (Kommentar zur IQB-Studie): https://www.welt.de/politik/deutschland/article159120177/Dramatischer-Niedergang-der-Schulbildung-in-Baden-Wuerttemberg.html, oder (PISA 2018) so: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/pisa-2018-weitere-anstrengungen-notwendig/ bzw. so (IQB 2019): https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.neuer-schulvergleich-schulen-im-land-wieder-nur-mittelmass.59c897aa-38eb-4691-9e98-500f8d06af07.html. Dieses Desaster wird von den Binnensternchen-Schreiber*innen wegerklärt. Die weniger Erfolgreichen seien wieder irgendwie benachteiligt: https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/sinn-und-unsinn-der-pisa-studie/. „Schichtspezifische Ungleichheit“ (d.h. sozialistische Milieutheorie) soll nun schuld sein, wenn ein System durch Umwertung der Werte, durch ideologischen Dreck ruiniert wurde.
Wie stelle ich mir die gute Alternative vor? Bildung dreht sich meiner Meinung nach um Werthaltungen, und zwar die richtigen, stabilen, an der Wirklichkeit orientierten. Sie rechtfertigen sich praktisch, indem sie eine Gesellschaft zum kulturellen und wirtschaftlichen Erfolg bringen. An eine Grundsatzdebatte in unserer AfD bin ich nicht angebunden und gebe meine persönlichen Ansichten wieder. Im Grunde modifiziere ich hier das sogenannte „kybernetische Modell“ des Heidelberger Erziehungswissenschaftlers von Cube (s. https://www.gpi-online.eu/wp-content/uploads/2018/12/laudatio_1_auf_Felix_von_Cube.pdf), der keine Ziele-Werthaltungen vorgibt, aber die Praxis der Anleitung von Menschen als einen Regelkreis abstrahiert, der Verantwortung – Anpassung – Leistung als „gesellschaftsgerechte“ Orientierung erzeugen soll. Als Ordnungsziel, dem der „Regelkreis“ dient, sehe ich eine BÜRGERLICHE Gesellschaft, weil ich sie für spannungsarm und damit dauerhaft und für die humanste aller Ordnungen erachte. Die Bildung auch als subjektiven Wert „an sich“ zur Vervollkommnung der Persönlichkeit, mit Humboldt, Kant oder sonst wessen Idealen, erkenne ich dabei an – dazu später. Doch lassen sich die Bedeutung (und damit die Ausgaben) eines staatlichen Bildungssystems ja nicht mit individualistischem Streben begründen. Ein Bildungswesen dient zweifellos praktischen Zwecken: Es befähigt den Einzelnen, für seinen und (hoffentlich) seiner Familie Lebensunterhalt zu sorgen UND soll dem Gemeinwohl dienen. Dazu gehört die genannte Erziehung des jungen Menschen zu Verantwortung, Anpassung und Leistung innerhalb des Gemeinwesens. Dem Anspruch auf Konformität muss zwingend die Aussicht auf sozialen Erfolg entsprechen, wenn die vom System geforderte Leistung erbracht ist! Leider kann nun kein System Privilegien für alle geben – in diesem Sinne muss ein System unparteiisch und durchlässig sein, um GERECHT zu sein. Es muss gerechte Chancen auf gesellschaftlichen Erfolg gewährleisten. Das ist, technisch-praktisch gesagt, das Belohnungssystem im „Regelkreis“, das die Kooperation anerkennt und das der ungeschriebene Kontrakt eines Bildungssystems ist. Idealistisch gesagt, ist es die Geschäftsgrundlage eines Vertrauensverhältnisses. Das System ist praktisch-zweckgebunden: Es soll im Sinne des Gemeinwohls allgemein anerkannte und normierte Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten vermitteln, die u. a. die wirtschaftliche Basis des Staates bilden und die Einkünfte generieren, mit denen er seine Aufgaben erfüllen kann, auch die idealistischen Ziele, die er sich als Herrschaftslegitimation vornimmt. Letztere Aufgabenerfüllung setzt voraus, dass wir es einem regulierten System zu tun haben (nämlich: einem Staatsvolk, einer Staatsgewalt, einem Staatsterritorium), in welchem die Generierung und der Einsatz von immateriellen und von materiellen Ressourcen aufeinander bezogen sind und eben nicht unabhängig voneinander und willkürlich stattfinden können. In einem entgrenzten oder „für die ganze Welt zuständigen“ System kann kein Staat Aufgaben erfüllen. Kultur und Staat gehören als Bezugsrahmen zur Bildung ebenso wie als deren Zweck die Vermittlung einer Qualifikation, die dem Gemeinwesen nützt und so dem Individuum ermöglicht, einen Platz in diesem Gemeinwesen einzunehmen (gesellschaftlicher Erfolg), der auch dem Individuum Zukunftsaussichten gibt. Das möchte ich als den bürgerlichen Lebensentwurf zusammenfassen, und er findet mit einer bestimmten Identität, einer bestimmten Kultur statt – bei uns der unsrigen. Es ist daher nicht „rassistisch“, wenn Deutsch in der Schule gesprochen und durchgesetzt wird. Dieser stille bürgerliche Kontrakt, Nutzen für das Gemeinwesen gegen Sicherheit und Selbstverwirklichung für das Individuum, liegt im Grunde dem staatlichen Bildungssystem zugrunde. Eine tragfähige Alternative dazu kann ich nicht sehen.
Warum ist das aktuelle Modell in einer scheinbaren Dauerkrise? Ich bezweifle nicht, dass viele heutige Schieflagen daher rühren, dass 1. die kulturellen Grundlagen des Modells negiert werden (z.B. in der Presse sowohl die ideelle Rechtfertigung unserer Kultur und Lebensweise, als auch die zur Funktion nötigen Tugenden), dass 2. das grundlegende (bürgerliche) Erfolgsversprechen aus Überforderung oder gar aus Eliten-Zynismus zu oft gebrochen (die Leute als ewige Praktikanten ausgenutzt!) wurde und nicht mehr „flächendeckend“ gewährleistet wird (folglich nicht gerecht sein kann und „unbürgerliche“ Angebote scheinbar attraktiv macht), dass 3. die falschen, unhaltbaren (Schlaraffenland)Versprechen gemacht werden, indem die Politik in der opportunistischen Ablehnung von Leistung und Elite, oder der Diffamierung von empirisch-naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, bestimmte sozialwissenschaftliche Anschauungen als vermeintlichen „alternativen, progressiven“ Erfolgsweg suggeriert. Dieser Weg verführt, hat keine Tragfähigkeit und erzeugt letzten Endes Enttäuschung und Wut bei den Fehlgeleiteten. Eine Politik, die den leichten Weg verspricht und den Faulen oder Minderbemittelten nach dem Mund reden will, schadet dem Gemeinwesen. Von den notwendig Enttäuschten werden einige Schlaue als Akademiker und Publizisten versuchen, mit moralischem Terror oder gar mit offener Gewaltdrohung einer Gesellschaft ihren Willen aufzuzwingen, die nach ihrer Überzeugung eben falsch funktioniert und „strukturell ungerecht“ sei. Andere, Stillere, werden nicht befähigt, sich ein erfülltes Leben aufzubauen, weil sie in Scheinqualifikationen gelockt wurden - durch ihr radikales Subjektivitätsstreben oder durch unehrliche Angebote für einen künstlichen „Gesinnungsmarkt“. An ihnen haben die akademischen Lehrer sich die Hände gewärmt und sie in die Überflüssigkeit entlassen - den wenigsten akademischen Koryphäen dürfte wirklich den Schlaf rauben, wo ihre Absolventen landen. Kurz gesagt: Im Fall relativen (Anpassungs)Erfolgs produziert man ideologische „Gerechtigkeits“-Tyrannen und Dekonstrukteure (mit Gender Politics, sexueller Orientierung, Rasse, Klima etc.) mit Doktortitel, sowie „Opfergruppen“-Tribunen, die in ihrem m. E. parasitären Bezugssystem zu Lasten des Ganzen „erfolgreich“ sind. Das findet man bei deutschen Historikern, Sozialphilosophen, auch sehr gerne bei Minderheitenfunktionären: Ihr Brotberuf lebt von ritualisierten Opferrollen und Anklage des einheimischen Kulturzusammenhangs. Und im Fall völliger Inadäquanz werden Sozialfälle und Antifanten-Mitläufer programmiert, die nicht erwachsen werden können. Die Letzteren sind hingegen bemitleidenswert, weil sie (ohne Verantwortung, Anpassung, Leistung) den gewachsenen Bau der Gesellschaft prinzipiell ablehnen und damit auch von deren Erfolgslaufbahnen abgeschnitten sind. Der Wettbewerb der Ungerechtigkeits-Inteligentsija um die Anerkennung ihrer Peer Group wird mit immer irrealeren Forderungen an die Gesellschaft ausgetragen („rassistische“ Zigeunersoße etc.). Dabei soll die strukturelle Unterdrückung durch die Gesellschaft schuld sein. Gesellschaftliche Mängel werden dann jahrelang aufgeblasen, um solche Menschen z.B. als „Beauftragte“ zu beschäftigen, und die Mehrheitsgesellschaft wird verdächtigt und ungerechtfertigt kriminalisiert, um die Futterkrippe zu liefern.
Alle Welt redet vom Anschluss Deutschlands (oder der EU) an die technologische und wirtschaftliche Weltspitze. Warum man sie wollen sollte, bleibt aber verschämt unausgesprochen. Es geht nicht nur um Wohlstands- Perspektiven, die in Land seinen Bürgern bietet. Ich meine: Es geht um Patriotismus. Ein Einwandererland definiert sich über die Lebenschancen, die ein deinen Lebensort wählendes Individuum für sich sieht. Ein klassischer Nationalstaat definiert sich als historisch-kulturelle Schicksalsgemeinschaft und über Loyalität. Er ist nicht beliebig: Er besteht aus den Leuten, die da sein werden, ob es nun gut oder schlecht geht. Er kann den individuellen Vorteil nicht abwägen, weil er das kollektive Ganze FORTSETZEN und alle Wechselfälle aushalten muss. Ein Zweck der Bildung besteht dann darin, das Land als Ganzes voranzubringen. Aus Erfahrung ist das Land sein eigener bester Freund ist und verlässt sich in seinem Wohl besser nicht auf Dritte! Die persönliche Entfaltung und Vervollkommnung wird oft als ideeller Selbstzweck betrachtet, der die Werte unserer freiheitlichen Gesellschaft darstellt. Ebenso gerne soll sie unter banalen Nutzenserwägungen weggesprochen werden, was ich für völlig falsch halte. Die persönliche Bildungsautonomie gibt den Horizont zur Reflektion, zum Vorausdenken, vor allem zur Selbständigkeit und nützt damit auf lange Sicht dem Gemeinwesen – zur Innovation. Und die genossene Freiheit schafft Loyalität. So dienten die BA-Studiengänge dem Bedarf der Wirtschaft als Durchlauferhitzer für kurz ausgebildete billige Berufsanfänger, zu Lasten der individuellen Entwicklungsmöglichkeit und Zufriedenheit. Gerade wegen seines kreativen Erfolgs waren das Humboldt’sche Ideal und das wenig verschulte deutsche Studienmodell lange Zeit vorbildhaft, bevor es ab den 1960er Jahren vermasst und strukturell überfordert, mit falschen Versprechungen befrachtet wurde und vielen Absolventen keine Zukunftsaussichten mehr bieten konnte. Die Folge war die Revolte gegen die Bürgerlichkeit. Umgekehrt liegt auf der Hand, dass eine Erziehung 1. zum dekonstruktiven Hinterfragen des eigenen Gemeinwesens / der Kultur früher oder später den Sinn des Bildungsbegriffs selbst hinterfragen muss und dass 2. eine Erziehung, die naturwissenschaftliche und empirische Zusammenhänge der politisch-doktrinären Interpretation unterordnet, keine verwertbaren Ergebnisse bringen kann, sondern parasitäre Beschäftigungsmodelle in künstlichen Bedarfen erzeugen muss. Bildung an Chancen vorbei wendet sich gegen die Gesellschaft selbst. Bildung, so postuliere ich, muss wissenschaftlich-undogmatisch sein, muss vor einem den Patriotismus bejahenden Hintergrund stattfinden, muss bürgerliche Werthaltungen vermitteln, um die Gesellschaft bejahend zusammenzuhalten.
Auch die Wirtschaft, für deren Erfolg naturwissenschaftliche, technische oder sonstige „harte“ Bildungsinhalte bei den Schulabsolventen unbedingt notwendig sind, benötigt eine Erziehung zu Verantwortung, Anpassung und Leistung (sozusagen als „kulturellen Schauplatz“ aller weiteren Aktivitäten), damit die fachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten überhaupt wirksam werden können. Davon will ich die erwähnten m. E. parasitären „Geschäftsmodelle“ unterscheiden, die individuellen oder Gruppenerfolg in der Zersetzung des kulturellen Zusammenhangs suchen: Sie beuten die Schwächen (die Komplexe) einer Gesellschaft aus. Was kann bei der Dekonstruktion herauskommen außer kollektiver Verzagtheit und Depression, die unser Land lähmt? Alles was selbstbewußte deutsche Geschichte ist, soll ein ausschließlich aus der professionellen Dekonstruktionsperspektive definiertes „altes weißes“ Verbrechertum sein: Martin Luther ein Antisemit, Kaiser Wilhelm ein Völkermörder, der Ingenieur Rudolf Diesel ein Stinker, Wernher von Braun ein Ausbeuter von KZ-Häftlingen. Stolz auf Kultur und auf absolut großartige kreative Leistung, unter welcher negativen politischen Begleitmusik sie auch gefordert und erbracht sein mag, kommt in diesem defätistischen Narrativ des angemaßten polit-moralischen Zensorentums nicht mehr vor. Die Fortsetzung unserer Gesellschaft erfordert die grundsätzliche Bejahung unserer Kultur, auch wenn man sich ihrer Fehler bewusst ist.
Zum Hype um die Technisierung. Das Ziel eines Bildungswesens – der Erfolg des Landes und darin die Möglichkeiten für die Bürger - bestimmt die Strategie; die Strategie bestimmt die Taktik; die Taktik erst bestimmt die notwendige TECHNIK. Technik ist, wie „künstliche Intelligenz“ oder „autonomes Fahren“ kein Selbstzweck und schon gar keine Sinnstiftung. Das ZIEL ist in einer mentalen Haltung begründet: Das Vorne-sein-wollen. Baden-Württemberg muss, analog wie Deutschland, sich besinnen, dass die gegenwärtige EU-Kollektivordnung trotz aller Propagandaschwüre vorrangig nicht seinem Vorteil dient, sondern Ressourcen abzieht. Der Gewinn besteht nicht in der Pseudoharmonie einer vermeintlich ewigen Friedensordnung, die wir in der EU mit unseren wirtschaftlichen Erträgen erkaufen sollen und unsere Selbständigkeit verlieren, während unsere eigene Infrastruktur verkommt und die politisch gewollten „gemeinsamen Standards“ meist niedrigere Standards zu unseren Lasten bedeuten. Der nationale Nutzen (und anders lässt sich meines Erachtens ein Projekt wie die EU nicht rechtfertigen) für die eigene Bevölkerung, der die Regierung verantwortlich ist, muss voranstehen. Ist er nicht gegeben, liegt man falsch. Der Erfolg beginnt im Kopf, auf Dritte ist kein Verlass. Den kulturellen und wirtschaftlichen Erfolg (also die Fortsetzung) des eigenen Staatsvolkes zu befähigen, muss das Ziel der Bildungspolitik sein, nicht die Dekonstruktion der eigenen Kultur und deren Legitimität. Bildung und Bildungserfolg sind nicht in erster Linie von der Computerisierung der Schulen abhängig, oder ob „Kreidezeit“ und Frontalunterricht als Anachronismen empfunden werden. Dies sind technische Aspekte des Werkzeugkastens, wo sich etwas verbessern ließe, aber es sind keine Sinnfragen. Die Sinnfragen, was denn das Ziel sei, entscheiden. Um Bildungserfolg zu verwirklichen, welcher die eigentliche Ressource unseres rohstoffarmen Landes ist, brauchen Sie BÜRGERLICHE Leitbilder. Sie brauchen den Leistungsgedanken und ein Element der Konkurrenz. Sie brauchen aber auch reale Belohnungen, reale Chancen auf Anerkennung und Geltung für diejenigen, die sich dem Leistungswettbewerb stellen. Auch in dogmatisch-sozialistischen Gesellschaften wie der DDR (der Staatselite sich privat oft überraschend kleinbürgerlich gab) konnte Spitzenleistung gefordert und erreicht werden, weil für die Erfüllung wirklicher Leitungsaufgaben Gesinnung nicht ausreicht. Die kompetitiven Elemente in einer vermeintlich total-egalitären sozialistischen Gesellschaft waren erstaunlich stark, und das Produkt guter Ausbildung, das unweigerlich geistige Eigenständigkeit und materielle Ansprüche entwickelt, konnte oft nur mit Mauern und Stacheldraht im Lande gehalten werden. An als real empfundenen Belohnungen herrschte jedoch Mangel. Es muss dem Leistungsversprechen also eine reale Gegenleistung gegenüberstehen, der Aufstieg muss möglich sein, das System muss für Aufsteiger durchlässig sein. Dieses BÜRGERLICHE Versprechen wurde sicher noch in den 1980er Jahren gehalten, während man in den 1990er einer Generation Praktikum mit einigem Hohn klarmachte, dass sie nicht gebraucht wurde. Vielleicht war dieser Vertrauensbruch der Eliten, so wie ich ihn verstehe, der Anfang heutiger Missstände. In unserer Gesellschaft ist der Wertekonsens offenbar gestört: Wenn sich die „oben“ nicht mehr hinter ihm stehen und den Konsens verlassen, dann kann es nicht überraschen, wenn die „unten“ einen solchen Konsens nicht mehr als Norm empfinden, in dem sie nichts zu erreichen vermeinen. Mit anderen Worten – es ist in Deutschland keine 40 Jahre her, da hätte man alles getan, um im bürgerlichen Milieu angenommen und keinesfalls als Gesindel angesehen zu werden. Heute hat der Bürger, der sich allzu oft gesellschaftspolitisch zurückgehalten und seinem privaten Wohlleben gewidmet hat, seine Normen prägende Kraft verloren. Vielleicht hat er zu sehr auf die institutionelle Politik vertraut, sie werde schon für geordnete Verhältnisse sorgen. Kaum etwas hat mich mehr schockiert, als in den letzten 10 Jahren buchstäblich alle vermeintlich ehrwürdigen Institutionen unseres nationalen Lebens unter dem Ansturm linker Dekonstruktionstheorien einknicken und „politisch korrekt“ werden zu sehen, bis hin zum heutigen argentinischen Papst selbst. Elitedenken und damit Leistungsdenken ist verpönt und von der politischen Mehrheit offen angefeindet, was aber lediglich dazu führt, dass man sich unter der Hand weiterhilft – und Andere, die nicht zu den Privilegienkreisen gehören, ausschließt. Man tut dann demonstrativ „vielfältig“ mit ein paar Alibifiguren, bleibt aber unter sich wo Entscheidungen zu treffen sind.
Baden-Württemberg lebt vom Export von Waren und Dienstleistungen (s. https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2020216) und exportierte im ersten Halbjahr 2020 einen Wert von 90,6 Mrd. Euro (- 11,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum). (Zum Vergleich: der Tourismus generierte 2018 insgesamt 12 Mrd. Euro Umsatz). Traditionell spielen dabei Kfz die Hauptrolle, auch wenn im ersten Halbjahr lediglich Kfz und Kfz-Teile im Wert von 17,5 Mrd. Euro exportiert wurden – was 25,8% unter dem Vorjahreswert lag. Maschinen lagen bei 18,1 Mrd. Euro und sind ebenfalls um 14,9% zurückgefallen. Lediglich die Ausfuhr von pharmazeutischen und ähnlichen Erzeugnissen konnte in diesem vergangenen Corona-Halbjahr wertmäßig um 11,0% gesteigert werden, ebenso die Ausfuhr an Metallen (um 4,3%). Alle übrigen vom Statistischen Landesamt erfassten Gütergruppen – Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse (- 10,0%); elektrische Ausrüstungen (-11,3%); Chemische Erzeugnisse (- 6,4%); Metallerzeugnisse (-17,3%); Gummi- und Kunststoffwaren (-9,1%); Nahrungs- und Futtermittel (-2,1%) nahmen im Corona-Halbjahr ab. Ähnliche Entwicklungen zeigt die gesamte Exportwirtschaft der Bundesrepublik. Autos, Maschinen und Pharmazie machen zusammen 53,7% der baden-württembergischen Export-Umsätze aus. Datenverarbeitung, elektrische Ausrüstungen und Chemische Erzeugnisse machen zusammen weitere 19,5% aus. Fast drei Viertel des Exports hängen damit erkennbar von von ihrer Innovationskraft abhängigen Branchen ab, die nicht nur gute Wissenschaftler und Ingenieure, sondern auch gut ausgebildete Facharbeiter benötigen. Wie die Verteilung der Arbeitsplätze (2018) in den zehn beschäftigungsintensivsten Branchen aussieht, lässt sich hier ersehen: https://www.statistik-bw.de/GesamtwBranchen/UnternehmBetriebe/Branchenspiegel.jsp?R=. Maschinenbau und Gesundheitswesen stehen mit 338,4 Tsd. 334,8 Tsd. an erster Stelle, aber auch der Automobilbau (219,3 Tsd.), Erziehung und Unterricht (151,3 Tsd.) und Dienstleistungen der Informationstechnologie (124,9 Tsd.) sind bedeutend - bei etwa 5,9 Mio. Erwerbstätigen insgesamt und einem BIP von 511,4 Mrd. Euro (für 2018). Davon wurden insgesamt 93 Mrd. Euro an Steuern abgeschöpft, darunter knapp 40,6 Mrd. Euro durch das Land und knapp 16,5 Mrd. durch die Gemeinden. 18,5 Mrd. Euro gaben Land, Gemeinden und Gemeindeverbände 2018 netto für Bildung aus. 2013 waren es noch 13,5 Mrd. gewesen, und ich vermute sehr stark, dass der auffallende Anstieg in hohem Maße durch die Versorgungsleistungen für pensionierte Beamte begründet ist – ein heißes Thema. Denn Zahl der Lehrer hat sich von 111 Tsd. auf 110,2 Tsd. vermindert (s. https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Faltblatt/803819016.pdf). Inhaltlich hatten wir den von Minister Stoch (SPD) verantworteten Gender-ideologisierten „Bildungsplan“ mit seiner Umgewichtung von Faktenwissen auf angebliche Aneignungstechniken, sowie diverse mir unverständliche Experimente der Lehrstoffvermittlung. Wir hatten ferner, schon unter schwarzer Ägide, die gescheiterte ELLA-Digitalplattform. Wir hatten an den Hochschulen den Wechsel vom C-Besoldungssystem auf das wettbewerbsorientierte, aber existenzverunsichernde W-Besoldungssystem. Strukturell könnte ich aber nicht sagen, dass im Bildungswesen ein Ruck oder gar ein Aufbruch stattgefunden habe. Dies mag daran liegen, dass eine geradezu schädliche gesellschaftliche Debatte über die Ziele des Erziehungswesens geführt wurde. Meines Erachtens konterkarierte dieser die geistigen und mentalitätsmäßigen Grundlagen einer auf die Generierung von Mehrwert ausgerichteten, im internationalen Wettbewerb stehenden Wirtschaft, die einerseits die Substanz für so verstandene Gesellschaftsverbesserungen erwirtschaften soll, andererseits auf Innovation und damit auf leistungsfähige, kreative, solide ausgebildete Köpfe angewiesen ist. Um unseren nationalen Wohlstand hierzulande zu investieren, wie es die AfD z.B. mit ihrer Infrastrukturoffensive will, brauchen wir Könner.
Was läuft falsch? Die Wertesysteme fallen auseinander, und die linke Politik verspricht allen Gleichheit ohne Zwänge und ohne Leistung. Es wird ein universaler Schlaraffenland-Egalitarismus versprochen, der denjenigen, der etwas erreichen will und dafür (unter Einhaltung der Gesetze) etwas tut, verdächtig macht. Die Haltung, ein „Recht auf Teilhabe“ zu haben, ohne etwas aufgebaut zu haben, ist politische Mode. Das „einigende Motiv“ der Gesellschaft soll heute sein, Recht auf Verteilung zu haben oder sich als Opfer zu fühlen. Dies wird von „Kämpfern für soziale Gerechtigkeit“ ideologisch systematisiert und in Symbolbildern veranschaulicht. Bedeutende, saturierte Teile der Gesellschaft sagen, „Der Wohlstand reicht uns, wir verwalten ihn jetzt und machen das Land ökologischer und sozialer.“ Die Eingriffe der Kultur in die Natur und die Unterschiede im sozialen Status sollen minimiert werden; dies scheint der Staat heute als seine vornehmste Aufgabe zu betrachten.
Vielleicht haben Sie das US-Bild schon einmal gesehen, wo drei unterschiedlich große Angehörige übrigens einer „racial minority“ über einen Bretterzaun hinweg ein Baseballspiel sehen. Es sei nun „Gerechtigkeit“, wenn jeder die entsprechende Anzahl von Holzkisten bekommt, darauf zu stehen, damit er über den Zaun sieht. Vergessen wird in dem Bild, dass nur das Publikum im Stadion für die Spieler bezahlt und der Bretterzaun eben dafür da ist, genau die Leute aus dem Stadion draußen zu halten, die nichts beigetragen haben. Der Standpunkt eben dieser zahlenden Leistungsträger gilt heute öffentlich als geradezu unschicklich. Es ist heute bei uns – Pardon! – deshalb sogar eine Option, sich unbekümmert und ungeniert als asozial (die passenden Substantive spare ich mir) zu outen, weil alle Autoritäten „dekonstruiert“ sind und sich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen, die einen tadeln könnten. Man erkennt sie nicht mehr an, weil die Leute, die das Land politisch und in sittlicher Hinsicht führen sollten, die bürgerliche Leistungs- und Anstands-Ethik nicht mehr vertreten. Stattdessen reden sie, insbesondere Politik und Kirche (aber auch die Vorstände von der Politik abhängiger Konzerne) der neuen Unverschämtheit nach dem Munde, um keine Scherereien zu haben. Ohne den vielen überaus engagierten und bemühten Lehrern zu nahe zu treten, die oft nur Mangel verwalten (sofern sie nicht die utopischen Vorstellungen der GEW propagieren) und dabei ihr Bestes geben können – wir sind, so sehe ich das, Zeugen eines erschreckenden Rückzugs der bürgerlichen Werthaltungen aus der Öffentlichkeit. Das ist verstörend, und ich habe noch keine Erklärung dafür. Ich bin heute, Sie ahnen es, auf dem moralischen Kriegspfad, weil es einfach nicht mehr anders geht. Für die Einen, wie Greta Thunberg und ihre Jünger, ersetzen Aktivismus und moralische Empörung die Ausbildung und den bürgerlichen Lebenslauf - weshalb sie stets Endzeitszenarien mit letztgültigen Moralimperativen brauchen, in denen die Ausbildung („wir haben keine Zeit!“) keinen Wert hat. Für die Anderen geht es gerade darum soweit mitzuspielen, dass man sich ohne Ehrgeiz irgendwie ernähren kann, und ansonsten der bürgerlichen Gesellschaft als vermeintlich irrelevant schlicht den Stinkefinger zu zeigen. Es ist ein Individualismus der Verwahrlosung, der auf seine Tattoos stolz ist. Die Statussymbole des Bürgertums werden nicht anerkannt, nicht angestrebt. Sich gehen zu lassen, ist schick.
Der Politiker, können Sie sagen, kann es sich leichtmachen und unangenehme Milieus vermeiden. Er kann sich genehme Gesellschaft suchen und Sportarten pflegen, wo man unter sich ist. Für seine Fahrten und sein Fahrvergnügen hat er sich einen repräsentativen Wagen angeschafft. Er ist zu allen nett, egal was er von ihnen denkt, und wenn er sich die Hände wäscht, sehen wir es nicht. Allerdings: Seine Mitarbeiter sind den üblichen Freuden des schienengebundenen Regionalverkehrs ausgesetzt. Hier können sie mit ca. 17-jährigen Früchtchen konfrontiert werden, die sich eine Dose Bier aufmachen und den Schuh aufs S-Bahn-Polster stellen. Eine ärgerliche Frage, ob das sein müsse, wird mit der Bemerkung gekontert, man habe keinen Bock auf eine Konversation und lerne schließlich Altenpflegerin, um sich gerade um solche Leute wie den Fragenden zu kümmern. (Sie merken schon, welche Einrichtungen man im Alter besser meidet). Wenn der Fragende kontert, er habe etwas Gutes gelernt, um mit Früchtchens-gleichen im Alter nicht konfrontiert zu werden und er sei nicht per „du“, weil man nicht zusammen an der Trinkhalle gestanden habe, dann kann eine solche Unterhaltung durchaus lebhaft werden. Der Fragende, der ursprünglich nur wollte, dass die Schuhe vom Polster fernbleiben, wird als H*rensohn bezeichnet und bekommt Bier ins Gesicht. Kurz gesagt: Sie nutzen als BÜRGER den Schienen-Regionalverkehr, wie es die grüne Landesregierung anpreist, und landen am helllichten Tag in einer Art Zoo. Andere gut gekleidete Fahrgäste, und das ist das Entscheidende, halten den Mund und sehen weg. Sie wissen, dass sie keine Autoritäten hinter sich haben: keine Elternhäuser, keine öffentlichen Prominenten-Vorbilder, und bei den Schulen der vorlauten GEW-Lehrerschaft sind sie sich nicht mehr sehr sicher. Wenn einem der offensichtliche Holzweg gezeigt wird, dann wird nicht die eigene Erfahrung, werden heute nicht die Grenzen der eigenen Freiheit hinterfragt – es wird stattdessen über alle Grenzen eskaliert und die Berechtigung von Normen bestritten. Das Wegsehen und Wegducken ist hingegen die Norm des Bürgers geworden, der individuellen Ärger vermeiden möchte, wo ihm das System in seiner pseudodemokratischen Anbiederung an das Randständige, Unbürgerliche keinen Rückhalt mehr zu schaffen vermag. Ältere Leute haben sich in jeder Generation über jüngere Leute beklagt – jedoch erwartet man derartige surreale Szenen, wo jeder Hinweis auf Norm aggressiv abgelehnt wird, in der biederen Provinz eigentlich nicht.
Wir machen leider die Erfahrung, dass in unserer heutigen Karikatur der Demokratie vor allem die Qualität verhandelbar geworden ist. Das System belohnt nicht mehr das Richtigverhalten und sanktioniert nicht mehr das Falschverhalten, sondern geht opportunistisch vor und gibt bei den Maßstäben nach, die die Gesellschaft zusammenhalten. Das System, das auf die Randständigkeit als Wählerpotential schielt und die Forderung nach Qualität in einer verlogenen Ideologie der Pseudogleichheit ersäuft hat, hat die Zersetzung verinnerlicht. Die entsprechenden Früchte erntet die Gesellschaft gerade. Worin ich den gesellschaftlichen Zusammenhalt begründet sehe, der solche verstörenden Ausfälle des Systems vermeidet, glaube ich dargelegt zu haben. Es war lang – aber nötig.
Ihr
Emil Sänze
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